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„Cognac“ ruft sie immer wieder, die verliebteEnte „Chantal“ des Bauchredners Pierre Ruby. „Cognac!“.Für mich ist die französische Kleinstadt Cognac, 100Kilometer nördlich von Bordeaux, genau so wie derenweltberühmtes hochprozentiges Getränk, untrennbarmit der charmant piepsenden Stimme Chantalsverbunden: „Cognac“, immer wieder dazwischengerufen, „Cognac“!. Schon vor Jahren war ich einmal inder kleinen Provinzstadt, angelockt durch den klingendenNamen. Weit mehr als das weltberühmte Getränk hatmich damals das Schloss interessiert, in dem einst Ritterkönig Franz I. geboren wurde, der 1515 in derSchlacht von Marignano die Eidgenossen besiegte und zum Gegenspieler von Karl V. wurde, im Gerangel um die Kaiserwürde.

Cognac - französische Provinzstadt% in der König François I. geboren wurde.

Jetzt – nach vielen Jahren - kehre ich also nach Cognac zurück, in die Weinstadt, wo kaum Wein ausgebaut wird, sondern eben Weinbrand. Das Château besuche ich diesmal nicht – dafür fehlt die Zeit. Fürsten und Könige sind ja schon seit Jahrhunderten daraus vertrieben. Seit der französischen Revolution beherbergt das Schloss nur noch Weinfässer. Tatsächlich herrscht heute der Weinbrand in dieser Region entlang der Charente. „In jeder Sekunde werden weltweit 4 Flaschen Cognac verkauft“, verkündet die Werbung. Dazu, so überlege ich, trage ich so gut wie nichts bei. Ich muss schon eher mit Jahren rechnen, denn mit Sekunden. Jetzt habe ich mich trotzdem dem Cognac genähert und knapp zwei Stunden dazu die „Schulbank“ gedrückt: Rebsorten, Weinbereitung, Anbauzonen, Brennverfahren bis hin zur Kunst der Verkostung.

„Wenn sich der Geist öffnet“ – eine Schulstunde mit Cognac.

Nach dieser grundlegenden Cognac-Aufklärung besuchen wir – Cognac-Pilger - das Traditionshaus Frapin. Erste Frage auf dem Weingut: „Was ist Cognac?“ Ich schüttle den Kopf, senke die Augen, greife an die Stirn. Habe ich doch nicht gut aufgepasst? Die Antwort ist simpel und – nach meinem Empfinden – nicht ganz korrekt. „Wein“, meint der Vertreter des alten Familienunternehmens, das seit dem 13. Jahrhundert im Herzen der „Grand Champagne“ eigene Rebberge besitzt und seit 20 Generationen Weinbrand – eben Cognac – herstellt. Das Ausgangsprodukt ist – soweit unbestritten – wirklich Wein, Weißwein, zur Hauptsache aus der alten Rebsorte Trebbiano, die hier aber „Ugni blanc“ heißt. Dieser Wein würde einem Weinliebhaber wohl keine Freude machen, hat er doch einen hohen Säure- und einen schwachen Alkoholgehalt. Ideal nicht zum Trinken, sondern zum Brennen. Dies geschieht während der Wintermonate und muss immer – so die Vorschrift - bis Ende März abgeschlossen sein.

Cognac-Verkostung: hochprozentiges Konzentrat - nur mit der Nase schnüffeln.

Keine Bange: ich werde nun nicht mein neues Halbwissen und Wissen weitergeben; ich werde nicht versuchen, das Charentaiser Brennverfahren korrekt zu erklären, so dass auch alles verstanden wird. Unser Seminarleiter schafft es – zumindest bei mir – auch nicht. Was mir aber, als älterer Weinliebhaber, schon fast unter die Haut geht, das ist der Umgang mit dem Alter. Hier wird das Alter geehrt, ja geradezu zelebriert. Denn nach dem Brennen ist der Weinbrand noch lange kein Cognac. Jetzt kommt das Reifen und Altern. Wir besuchen die Schatzkammer des Hauses, dort wo die alten Fässer lagern, die historischen Geräte stehen und – fast wie in einer Apotheke – der Cognac vom „Maitre de Chai“ geradezu komponiert wird, mit Weinbrand aus verschiedenen Lagen und unterschiedlichen Jahrgängen. Bei Frapin – einem der besten Häuser – sind es nur Säfte aus den eigenen Rebbergen und ausschließlich von Grand-Cru-Lagen.

Im tiefen Keller% wo der Cognac alt werden darf.

Auf zur Verkostung! Die mindestens sechsjährigen Cognacs heißen eigentlich „Napoléon“, werden heute aber meist mit X.O bezeichnet. Ab 6 Jahren beginnt der Cognac immer kostbarer zu werden, Jahr für Jahr. Die ältesten, die heute noch in den Schatzkammern der Produzenten zu finden sind, reichen bis ins 18. Jahrhundert zurück. Daraus werden heute die besten Cognacs gemischt: aus dem Inhalt alter oder uralter Fässer. Ihr Preis: 1000 Euro und aufwärts, sagt man uns. Wie bei altem Bordeaux gibt es auch beim Cognac eben die „Luxusklasse“. Wobei die Gefahr, bereits „abgebaut“ zu sein – im Gegensatz zum Wein – hier kaum vorkommen kann. Die Ehre, die man dem Alter hier angedeihen lässt, beflügelt mich. Natürlich versuchen wir es mit einem weit jüngeren Alter. Die Luxusklasse bleibt der Phantasie vorbehalten.

Kellermeister von Frapin (rechts) mit dem Autor der Kolumne.

Mein erster Versuch beim Verkosten endet eigentlich bei der Nase. Ja, die Nase, sie übernimmt das Szepter. Nicht zu lange im Glas schnüffeln, eher auf Distanz gehen, sonst werden die Schleimhäute angegriffen, bevor die Aromen zum Genuss werden können. Trotzdem wird es jetzt echt schwierig, das Vokabular ist nicht anders als beim Wein: weich, harmonisch, Vanillenoten, Aprikosen, Orangen, Kaffee, Unterholz, Leder…. Ich drehe verzweifelt an meinem inneren Aroma-Rad. Eigentlich habe ich gar keine Lust zu Schlucken und schon gar nichtzu Trinken. Ich versinke einfach im Meer der Düfte und Aromen.

Beim Verfassen dieser Kolumne

Spucken kann man ohnehin nicht, zu kostbar sind die Tropfen. Eine neue, vielfältige Welt der Aromatik tut sich auf. Die gut 40 Volumenprozent Alkohol, sie schwemmen – so jedenfalls empfinde ich es – zu rasch alles weg. Aber o Wunder: es brennt nicht im Hals, ich spüre dennoch die Wirkung. Nach den vier Mustern – vom jüngsten Cognac leicht über 6 Jahre bis zum ältesten, etwa 38 Jahre alten, habe ich eigentlich als erste Erfahrung genug. Doch dann: etwas, was recht selten geschieht (ich lasse mich nicht mehr so leicht verführen): ich erstehe auf dem Weingut eine Flasche mit dem klingenden Namen „Cigar Blend, Vieille Grande Champagne, Premier Grand Cru, natürlich nicht im biblischen Alter, doch schon ein paar Jährchen im Fass verbracht, entstanden aus 300 Jahren Tradition Da wird das Alter wirklich noch geehrt.

Herzlich

Ihr/Euer

Peter (Züllig)

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