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Leserbriefe sagen es: Verkostungsnotizen (VKN) sind gefragt. Ich begreife dies. Wer noch 94er Bordeaux im Keller hat, der möchte schon etwas genaueres erfahren. Und wer den 94er in der letzten Zeit im Glas hatte, der ist versucht, seine Erfahrungen mit anderen zu messen.

Tatsächlich habe ich die rund 250 Weine aus dem Bordeauxjahr nicht ganz ohne „Sinn und Verstand” getrunken, einfach so, weil ich gerade Lust auf Wein hatte, weil zu einem Essen ein guter Wein gehört, weil ich mit Freunden anstoßen wollte, weil.....

Wein-Tagebuch mit all seinen "Geheimnissen"

Nein, ich habe tatsächlich dabei auch (meistens) Notizen gemacht, das Erlebte festgehalten, Vergleiche angestellt, Urteile gefällt: kurzum, ein Weintagebuch geführt. Doch dieses Tagebuch ist persönlich, ja sogar intim, wie Tagebücher eben sind. Da werden nicht nur „harte” Fakten vermerkt, sondern viel häufiger und ausführlicher persönliche Umstände: zum Beispiel mit wem ich den Wein getrunken habe, was das vorherrschende Gesprächsthema war, was die wichtigsten Erlebnisse des Tages waren. Stimmung und Wetter tauchen da oft auf, aber auch Gefühle, Ängste, Wut und Hoffnungen. Kurzum, was eben ein Tagebuch so alles enthalten kann.

Sie warten noch alle% bis sie ins Glas dürfen
Nur, der Anlass zur Schreibe sind nicht mehr Seelenschmetter oder Schmetterlinge im Bauch, nicht mehr keimende Liebe und zerbrochene Freundschaften, wie einst im Teenageralter, sondern ein guter Schluck aus einem schönen Glas. Da gibt es keine Punkte, durchaus aber Einschätzungen, keine Demonstration von Wissen, aber Empfindungen, Gefühle und auch Hinweise auf Konsequenzen. Tatsächlich habe ich ein paar Flaschen bestimmter 94er Bordeaux auch „zurückgestellt”, meist weil sie noch verschlossen waren, oder weil ich ihnen (und mir) noch ein paar Jahre gönnen mag.

Alsda sind: Angélus, Ausone, Carmes Haut-Brion, Clinet, Conseillante, Cos d'Estournel, Dominique, Ducru-Beaucaillou, Evangile, Figeac, Grand-Puy-Lacoste, Lafite Rothschild, Lafleur, Léoville-Las-Cases, Margaux, Mission Haut-Brion, Montrose, Mouton-Rothschild, Palmer, Pavie, Petit-Village, Pichon-Lalande, Rol Valentin, Troplong Mondot, Trottevieille.

Es sind ganz unterschiedliche Gründe, warum sie noch nicht ins Glas gekommen sind: teils verschlossen wie der Lacoste, der sich noch tüchtig öffnen muss und kann, oder der Cos d’Estournel, der - so habe ich es im „Tagebuch” vermerkt - seltsam im Abgang bitter ist oder der harte, strenge Las Cases, dem ich noch Entwicklungspotential gebe, das ihm nur gut tun kann.

Andere Weine habe ich zurückgestellt, weil ich den Genuss verlängern wollte: den Lafleur - für mich der harmonischste, tiefgründigste, beste Wein des Jahres - oder den Troplong Mondot, der von Gabriel so sträflich abgepunktet wurde, für mich aber jetzt auf dem Höhepunkt ist.

Anderen Weinen möchte ich unbedingt nochmals begegnen: dem Pavie, der in meinen Augen viel besser ist, als fast alle Weingurus behaupten, oder dem unglaublich aromatischen Montrose, den man mir noch oft (immer wieder) vorsetzen kann. Oder dem Petit Village, den man eigentlich austrinken sollte, der aber so - wie er jetzt ist - zu meinen Lieblingsweinen zählt.

Château Clinet% einzig eine in Stein gehauene Tafel verrät% was sich dahinter verbirgt

Ach, mein Tagebuch könnte noch so viel erzählen.... Nur eben, präzise Zahlen und Angaben liefert es nicht.

Zum Schluss noch zu den konkret erfragten vier Weinen: Grand Mayne, Pavie Macquin, La Grave Figeac, les Gravières. Ich habe den Pavie zurückgelegt, weil ich ihn besser finde, als sein Ruf ist. Der Pavie Macquin ist aber, laut meinen Notizen, deutlich besser, nur leider bereits getrunken: „wunderschöne Frucht, Schokonoten, bereits Reifetöne, kann kaum noch besser werden; bei einem guten Auktionsangebot unbedingt kaufen!!”, steht im Tagebuch. Grand Mayne: den habe ich an einem „schlechten” Tag erwischt, es waren vielleicht sogar mehrere schlechte Tage, denn er hat mir nicht so gefallen: „müsste längst getrunken sein!” Ist dies so, oder waren es eben nur „schlechte Tage”?. Die andern beiden Weine hatte ich nie im Keller - und deshalb - außer auf Degustationen, auch nie getrunken und im Tagebuch nichts notiert.

Ein paar der zurückgehaltenen Weine werde ich an einer Degustation in zwei Wochen wohl öffnen. Wir werden sehen, was nachher in meinem Tagebuch eingetragen ist. Heute wird darin unter anderem stehen: „Leserbriefe haben mich beflügelt, fortan mit noch mehr Sinn und Geist zu genießen. Jetzt bin ich besonders neugierig auf den Clinet, den ich eigentlich nicht besonders mag, vielleicht, weil er mir zu sehr nach Michel Rolland schmeckt.” Warum habe ich wohl den hervorragenden Clinet bisher noch nicht zum Genuss erhoben? Darüber aber schweigt mein Tagebuch.


Herzlich
Ihr/Euer

Peter (Züllig)

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