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Rund zwanzig Flugstunden ist Australien von Europa entfernt. Es liegt sozusagen auf der andern Seite der Welt. Welchen Weinliebhabern ist dies schon bewusst, wenn sie zu australischen Weinen greifen? Es wird eben so gerne verglichen mit dem, was man kennt: mit Bordeaux, der Rhone, dem Piemont, dem Burgenland, der Mosel, dem Priorat und wie sie alle heißen, die bekannten europäischen Weingebiete. Dabei betonen wir die Unterschiede von Terroir, Klima, Rebsorten, Anbaukultur, Kellertechnik. Vielleicht müssen wir auch zur Kenntnis nehmen: Australien ist ganz anders, auch in seinen Weinen.

Begrüßungstrunk im Hotelzimmer in Sydney

Von meiner Entdeckungsreise in Australien sende ich zuerst ein paar Postkarten, Weinpostkarten. Die erste kommt aus Sydney, der heimlichen zweiten Hauptstadt Australiens. Auf dem Zimmer steht ein Begrüßungstrunk bereit: Ross Hill, Orange Merlot 2006, aus dem zweitgrößten Weingebiet Australiens, mit knapp dreißig Prozent der australischen Rebfläche.

Erster australischer Wein auf australischem Boden

Auf Postkarten ist wenig Platz für differenzierte Texte. Also notiere ich in Stichworten: „14.5 Prozent Alkohol, sehr dunkel, fast schwarz, Drehverschluss, warmes Aroma, Holunder, viel Holz, noch viel Frucht, doch recht plump. Liebe Grüße aus dem Osten Australiens.“

Die zweite Postkarte kommt von der Ostküste, von Queensland, etwas südlich vom aktuellen Katastrophengebiet Brisbane: „Bisher mehr als zehn unterschiedliche Weine konsumiert. Viele sind gewöhnungsbedürftig. Kein Wein im Superstore - nur im Bottle-Shop, immer Drehverschluss, Farbe dunkel bis fast schwarz, alkoholstark, Rebsorten: Shiraz, Merlot, Cabrernet Sauvignon und Bordeauxblends (Rote), Chardonnay und Semillon (Weiße). Liebe Grüße aus Queensland.“

Im Bottle Shop in Cairns

Die dritte Karte schreibe ich in der nördlichsten Ecke Australiens, in Darwin. Schon in Queensland gibt es kaum noch Reben. Weiter nördlich überhaupt nicht mehr. Es ist zu heiß! Tropenwälder. Alles ist feucht, ja nass. Die Alkoholgesetze sind hier – wie auch in Mittelaustralien – besonders streng. Wein nur mit Ausweis. Allerdings nicht in den Touristenhotels. Allmählich habe ich mich auch an den australischen Umgang mit Weinen gewöhnt. In den Restaurants gibt es wenig Auswahl, zwei drei Weine im Offenausschank, zwei drei im Flaschen-Verkauf. Ich bevorzuge den Roten, Weißweine haben – nach den bisherigen Erfahrungen – weit weniger Charakter, sind austauschbarer. Australien ist für wirklich gute Weißweine, für Spitzenweine, einfach viel zu heiß. James Halliday heißt der Weinguru, sein Weinführer geleitet mich jetzt durch Regionen, Weingüter und Gewächse. Ich suche nach Alternativen zu den fruchtigen, üppigen, kräftigen, alkoholbetonten Weinen. Individuell sind höchstens die Etiketten. Fünf Konsortien scheinen den Markt zu beherrschen: Southcorp, BRL Hardy, Orlando Wyndham, Mildara Blass und Yalumba. Herzliche Grüße aus Darwin“

 

Australischer Weinführer

Jetzt fahren wir südwärts, aus den feuchten in die trockenen Tropen. Es bleibt heiß, sehr heiß. Man trinkt eher Bier als Wein. Entsprechend wird die Weinauswahl noch bescheidener. Eine gute Gelegenheit, noch einfachere Weine zu trinken. Die beiden Spitzenweine hingegen, im anspruchsvollen Bottle-Shop der Stadt erworben, geraten in Vergessenheit. Notiert aber habe ich trotzdem rechtzeitig: „Torbreck Barossa, ‚The Struie‘ 2007, Shiraz, fruchtig, perfekte Säure, dezente Aromen, dezentes Holz, gut strukturiert. - Rock Bare, ‚Barossa Babe‘ 2006, Shiraz, Frucht-, Tannin- und Alkoholbombe. Laaanger Abgang, Schwarz, Brombeere, Walderde, Teer. Intensiver Duft: Kirschen, schwarze Früchte und nochmals schwarze Früchte… Beide Weine mit Korkverschluss. Herzliche Grüße aus dem Regenwald.“

Bisher ist die einzige neue Erkenntnis: Shiraz sind am differenziertesten, das Barossa Valley am auffälligsten und die Weine aus dem Süden die besten.

Es ist viel zu heiß. Deshalb der Griff zum Schaumwein

Nun sind wir im Outback angekommen – im Herzen Australiens. Es ist tropisch heiß. Reben gibt es hier nicht, Wein nur in den Resorts und Restaurants. Gefragt sind – vor allem von den Touristen – eher Weißweine und vor allem Sparkling-Wines (Sekt). Die Weinkarten werden bescheidener und die Gesetze, welche den Alkoholkonsum einschränken, deutlich strenger. Verkauf von alkoholischen Getränken nur mit Ausweis (Führerschein oder Identitätskarte), Alkoholausschank nicht vor 15 Uhr. Damit versucht das Northern Territory das Alkoholproblem vieler Ureinwohner (Aborigines) in den Griff zu bekommen, sagt man uns. Über den Erfolg habe ich noch nichts gehört, bei Touristen drückt man eher ein Auge zu: weder Zeit- noch Ortsbeschränkungen kann ich feststellen und Ausweise brauche ich nie. Eine letzte Karte aus dem heißesten Gebiet Australiens: „Auch wir greifen ab und zu nach einem Sparkling-Wine. Mit weit über 40 Grad im Schatten ist es einfach zu heiß für den Roten. Schaumweine sind zwar populär, aber eher einfach und oft recht „sauer“. Herzliche Grüße von Uluru (Ayers Rock).“

Uluru oder Ayers Rock

Schon in wenigen Tagen sind wir im Süden, in der Gegend von Adelaide. Dort – so habe ich gelernt – wird der beste australische Wein gemacht. Wir machen uns auf, ihn zu suchen und zu erleben.

Herzlich
Ihr/Euer

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