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Deutschland-Premiere: Die südafrikanische Cape Winemakers Guild gab eine beeindruckende Probe ihrer Qualitätsorientierung

Verkostungen werden nicht selten von Ort und Ambiente beeinflußt; Salon und gehobene Interieurs unterstreichen nicht nur die Qualität der verkosteten Weine, sie heben gelegentlich Qualität und Eleganz der Weine auch hervor. Bei der erstmals in Deutschland stattfindenden Verkostung der „Meisterstücke” der südafrikanischen Cape Winemakers Guild im Grandhotel Nassauer Hof in Wiesbaden war es geradezu umgekehrt: Die überragende Qualität der präsentierten Weine harmonierte „wie selbstverständlich” mit dem Verkostungsort und unterstrich dessen Selbstverständnis, zu dem ein ebenso unangestrengtes wie außerordentliches Qualitätsbewusstsein gehört.

Dieses Qualitätsbewusstsein war es denn auch, das 1985 acht unabhängige Kellermeister zur Gründung einer Vereinigung mit einer leidenschaftlichen Vision veranlasste: Während Südafrika in den 1980er Jahren durch die Anti-Apartheid-Sanktionen noch von den meisten ausländischen Märkten ausgeschlossen war, sollte mit dem Anbau von „Benchmarkweinen” das Niveau der südafrikanischen Weine gehoben und deren Ansehen im In- und Ausland schrittweise gefördert werden. Im Laufe der Jahre wurde der illustre Kreis um erfolgreiche Weinmacher von Gütern wie etwa Vergelegen und Beyerskloof, Glen Carlou und Jordan Winery, Thelema und Simonsig erweitert.

Vereinigung mit einer leidenschaftlichen Vision - Cape Winemakers Guild

Dabei leistet sich die heute 37 Mitglieder zählende Winemakers Guild ein äußerst strenges Aufnahmeverfahren: Ein neues Mitglied kann nur über eine persönliche Empfehlung durch ein bereits aktives Mitglied nominiert und mit Zweidrittelmehrheit aufgenommen werden. Die entscheidende Voraussetzung für eine Nominierung aber ist, dass der zur Mitgliedschaft eingeladene Weinmacher - nicht das Weingut! - bereits mindestens fünf Jahre Verantwortung für die Produktion herausragender Weine getragen hat.

Der Höhepunkt im jährlichen Terminkalender des seit nunmehr elf Jahren von der örtlichen Nedbank unterstützten „südafrikanischen VDP” (so Cape Wine Master Peter Gebler) ist die „Nedbank CWG Guild Auction Of Rare Cape Wines” Anfang Oktober in Somerset West (Western Cape). Lokale und internationale Händler, Gastronomen und private Weinsammler aus aller Welt bieten um die exklusiven, eigens für die Auktion ausgebauten Guildweine, die sich in ihrer Stilistik deutlich von den eigentlichen Weingutslinien unterscheiden: Wert wird auf höchste Güte und Typizität, vor allem aber auf hohe Reifungs- und Alterungspotentiale gelegt. Knapp vier Wochen vor dem Auktionstermin am 7. Oktober konnte nun in Wiesbaden (organisiert von www.suedafrika-wein.de) eine größere Auswahl gereifter Jahrgänge, aber auch der aktuellen Auktionsweine verkostet werden.

„Klasse statt Masse” als strenges Prinzip

Das problematische Verhältnis von Qualität und Quantität in der Weinerzeugung wurde hier überaus lehrreich demonstriert. Die Güte der Guildweine kann offensichtlich nur aus einem Lesegut entstehen, das radikaler Ertragsbeschränkung unterliegt. Ein Vergleich mit zertifizierten deutschen Spitzenweinen, deren erlauberter Ertrag deutlich über dem für Guildweine liegt, zeigt, wie konsequent sich die beteiligten südafrikanischen Kellermeister und die von ihnen vertretenen Güter dem Qualitätsgebot verschrieben haben: Während für deutsche Selektionsweine aus abgegrenzten Einzellagen die zulässigen Erträge bei maximal 60 hl/ha liegen und bei den Großen Gewächsen aus den „Ersten Lagen” der VDP-Klassifikation (abgegrenzte Parzellen hochwertigster Terroirs) nur 50 hl/ha erzielt werden dürfen, werden die Auktions-Weine aus lediglich 20 bis 40 hl/ha (!) Most vinifiziert. Bei diesem unbedingten Bekenntnis zur Maxime „Klasse statt Masse” wird vorstellbar, in welch hohem Maß die Flagschiffe der Cape Winemakers Guild von Aromenvielfalt und Körperreichtum geprägt sind.

Klasse statt Masse - von Aromenvielfalt und Körperreichtum geprägt

So erstaunt es nicht, daß sich die Meisterstücke dieser renommierten Weinmacher auch in den vordersten Rängen der alljährlichen Bewertung des maßgeblichen südafrikanischen Weinführers „Platter” wiederfinden. Für die im November erscheinende Ausgabe 2007 (siehe auch Wein-Plus-News vom 22.08.06) wurde bereits vorab gemeldet, dass aus insgesamt 6.000 angestellten südafrikanischen Weinen in einem langwierigen Verfahren 25 Spitzenerzeugnisse mit der begehrtesten aller Auszeichnungen - 5 Sterne bei den „Top-Performern” - prämiert wurden. Bemerkenswert ist daran zweierlei: Nie war die Zahl der höchstprämierten Weine so hoch. Und: Allein 14 dieser Spitzenerzeugnisse stammen von ”CWG”-Mitgliedern.

Guild-Auktionsweine als „Benchmark-Weine” Südafrikas

Unter den bei der Deutschland-Premiere angestellten Weißweinen der Cape Winemaker fiel als gemeinsamer Grundzug die ausgeprägte Frische und Fruchtigkeit im Verbund mit intensiven Aromentableaus auf. Dies galt insbesondere für die Nitida Selection Sauvignon Blanc 2006 mit frischer Säure und kräftigen Noten aus Pfeffer, Honig und Lindenblüten sowie - noch konzentrierter - für einen Semillon-Sauvignon-Blend Weather Girl 2006 von Flagstone mit hoher Mineralität aus Schiefer und Feuerstein, aber auch mit Noten von Paprika und Rauch. Wohl als Höhepunkt präsentierte sich ein Hartenberg Dry Weisser Riesling (Auction Reserve 2005), dessen Aromenwahrnehmung von Golden Delicious und reifen Pfirsichen, von grünem Pfeffer, Feuerstein und botrytisbedingtem Honigton nicht enden wollte und dessen Schmelz und anregende Säure den Verkostungsübergang zu den Rotweinen nicht unbedingt erleichterte.

Durchweg hochwertig und nie schwerfällige Rotweine
Bei den durchweg hochwertigen Rotweinen ragte der „Sophia” von Jordan Winery (2004, Cuvée aus Cabernet Sauvignon, Merlot und Cabernet Franc) besonders hervor: Der Extrakt, der seidige Schmelz und die aromatische Wucht ließen das hohe Potenzial erahnen, das den erfolgreichen Auktionskunden erwarten dürfte. Bei der „Sophia” wie auch bei anderen mächtig-voluminösen, gleichwohl nie schwerfällig anmutenden Rotweinen - etwa dem Simonsig Shiraz 2004, dem Boschkloof Auction Reserve 2004 (einer klassischen, um Shiraz erweiterten Bordeaux-Cuvée), vom selben Gut dem Auction Reserve Shiraz-Viognier 2004 oder dem nach 22-monatiger Eichenlagerung noch immer fruchtbetonten Pinotage 2003 von Kaapzicht Estate - fielen die teilweise bis 15,89 Vol. % (!) reichenden Alkoholwerte auf. Im zumeist extraktreichen Gesamtkörper durchweg gut eingebunden, führte der Alkohol „schlechtestenfalls”, wie etwa beim Kaapzicht-Pinotage, zu aromatischen Sherry-Noten, die der Opulenz dieser Weine durchaus gerecht wurden.

Ein südafrikanisches Qualitätskonzept als europäische Herausforderung

Die Deutschlandpremiere der Cape Winemakers Guild verdeutlichte, daß ihr Qualitätskonzept - die Honorierung jahrelanger Spitzenproduktion durch einzelne Kellermeister - das „europäische” Modell der Qualitätsorientierung überbietet und personalisiert. Die bedeutendsten Modelle der Klassifizierung - vor allem Burgund mit seiner ausgeprägten Bindung an das Terroir und Bordeaux mit seiner Verschränkung von Terroir und langjährig erfolgreichen Erzeugerbetrieben - identifizieren Rang und Güte nicht mit zeitlich definierten individuellen Leistungen von verantwortlichen Winzern und Kellermeistern, sondern mit den geradezu überzeitlichen Kriterien von Ort, Lage und vormaliger historischer Rolle. Diese Modelle waren und sind klassische Beispiele für Entstehung und Pflege lokaler, gleichwohl weltweit ausstrahlender Weinmythen.

Cape Winemakers Guild - eine beeindruckende Probe

Die Cape Winemakers Guild repräsentiert dagegen ein anderes, nicht weniger elitäres Standesbewusstsein: Es beruht nicht nur auf höchsten Ansprüchen, sondern auf kontinuierlich demonstriertem Können. Es gibt sich nicht mit vergangenen Ergebnissen und einem hohen „Durchschnittsniveau” zufrieden, sondern erwartet vom persönlichen Mitglied die unbedingte Fortsetzung seiner Qualitätsarbeit auch dann, wenn er das Weingut wechselt und an neuer Stelle Verantwortung trägt ( „continue to be responsible for the production of outstanding wines”). Ein langjährig in der Guild vertretenes Weingut kann plötzlich „out” sein; ein anderes Gut als neuer Arbeitgeber eines Guild-Weinmachers kann sich nicht weniger plötzlich über die Präsenz in der Vereinigung - und den damit verbundenen Imagegewinn - freuen.

Da sich in den Auktionsweinen die Besonderheit eines Jahrgangs (keine Alkoholreduktion durch „Schleuderkegelkolonnen”!), einer estate-eigenen Weinkultur (Terroir), eines Wards (die weinrechtlich bislang kleinste Anbauzone) und einer individuellen Weinmacher-Handschrift (frühe Trinkbarkeit und zugleich hohe Lagerfähigkeit) verbinden, erweisen sie sich als südafrikanische „Profilweine”: Sie überschreiten gezielt die Linien der produzierenden Güter und zeigen, zu welchen Qualitäten und zu welcher Setzung von „Benchmarks” die ebenso moderne wie traditionsreiche Weinbaunation Südafrika in der Lage ist.

Weiterführende Links:

www.capewinemakersguild.com 
www.platteronline.com
www.suedafrika-wein.de

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