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Stephan Pinkert, Soziologe und Weinliebhaber, führt in mittlerweile zweiter Auflage seine Leser in die Welt der sozialen Milieus ein. Wie der Titel andeutet, geht es um die spezifischen Unterschiede der „Weinmilieus” in Bezug auf Konsum und Umgang mit Wein.
 
Er orientiert sich bei seinem soziologischen Streifzug an den zehn Milieus, wie diese von der Sinus-Milieuforschung herausgearbeitet wurden. Sehr verständlich und plausibel schildert er, wie z.B. Mitglieder des "etablierten Milieus" (konservativ gehobenes Milieu) vorwiegend klassische Weine wie Bordeaux, Burgund oder Mosel-Riesling trinken. Auf Spontaneinkäufe verzichtet er und kauft lieber bei seinem Lieblingswinzer oder im Versand- oder Fachhandel. Dagegen ist der Intellektuelle deutlich flexibler, liest viel über Wein, interessiert sich auch für die Randgebiete des Weines und repräsentiert eher den Weinkenner und ist bereit auch neue Weine auszuprobieren. Besonders schlecht bestellt ist es, in Bezug auf den Weinkonsum, bei den Mitgliedern des traditionellen Arbeitermilieus. Eigentlich trinken sie Bier; wenn sie dann mal Wein trinken dann eher den lieblichen Wein für 2,59 Euro aus dem Supermarkt.
 
Der Leser erfährt viel über die Einteilung der Bevölkerung in Schubladen, wie diese die Milieuforschung für uns bereithält. Die Unterschiede werden deutlich und aus der erst scheinbar willkürlichen Einteilung wird vor den Augen des Lesers eine durchaus nachvollziehbare Systematik.
 
Leider verliert Pinkert sich immer wieder in ausschweifenden Abhandlungen über die Qualität von Bioweinen, über den Einsatz von Barriques und Holzspänen in Überseeweinen, den angeblichen Vorteil des Naturkorks gegenüber anderen Weinverschlüssen und vielen anderen Themen, die zwar für sich gesehen ganz interessant sein mögen, aber Struktur und Systematik des Buches hoffnungslos sprengen. Wenn er sich über Gerhard Schröders "neue Mitte" auslässt oder ausführlich den Sinn und Unsinn von Weinkritik beleuchtet, dann kommt dem Leser der Verdacht auf, Pinkert nutzt sein Buch, um endlich mal vieles loszuwerden, was er schon immer mal sagen wollte. Wenn er sich dann noch in ellenlangen Auflistungen von seinen persönlichen Weinfavoriten verliert, dann fängt es wirklich an ärgerlich zu werden, wenn man eigentlich etwas über "Weinmilieus" erfahren wollte.
 
Resumee: Dieses Buch wäre eine empfehlenswerte Lektüre über die Grundzüge der Milieuforschung und der interessante Versuch, diese auf die Konsumgewohnheiten von Wein anzuwenden. Das intuitive Wissen darüber, das es solche und solche Weintrinker gibt, wird bestätigt, die Hintergründe gut erläutert und theoretisch untermauert. Eigentlich eine Pflichtlektüre für alle, die Marketing im Weinsegment betreiben. Sie sollten nur entweder Zeit mitbringen oder vorher jemanden finden, der die vielen Erzählungen über "Dies und Das" von den wirklich guten und lesenswerten Anteilen des Textes trennt.

Weinmilieus - Kleine Soziologie des Weintrinkens bei Amazon

Stephan Pinkert
Weinmilieus - Kleine Soziologie des Weintrinkens
196 Seiten, 24,90€
ISBN: 3825872858

 

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