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Bodegas Torres ist eines der größten Weinproduktions- und -handelshäuser weltweit. 1870 in Katalonien gegründet, bewirtschaftet es heute mehr als 2.100 Hektar Rebfläche in Spanien, Chile und Kalifornien. Bereits Mitte der 1980er Jahre begann man, biologisch zu arbeiten, und Nachhaltigkeit ist ein Teil des Unternehmensleitbilds, in dem sich Bodegas Torres unter anderem verpflichtet, “zum Wohlergehen der Mitarbeiter und zum effizienten gesellschaftlichen Fortschritt beizutragen sowie die Umwelt zu erhalten”. So betreibt das Unternehmen integrierten Weinbau unter Verzicht auf Herbizide und Insektizide, investiert in erneuerbare Energien und beteiligt sich an Schutzprogrammen für Wälder und Tiere.

Im Interview mit Wein-Plus spricht Miguel A. Torres, Präsident und CEO von Bodegas Torres, über “ökologisch-nachhaltigen” Wein, die Weiterentwicklung der EU-Richtlinie und Biowein im transatlantischen Handel.

Miguel A. Torres ist einer der Vorreiter im nachhaltigen Weinbau. (Foto: Bodegas Torres)

Wein-Plus: Was ist – nach Ihrer Überzeugung und Erfahrung das Wichtigste im ökologischen Weinbau?

Miguel Torres: Ich denke, das Wichtigste beim ökologischen Weinbau ist die Idee dahinter, der Ansatz, so nah wie möglich an der Natur zu bleiben. Manche nennen das “minimale Intervention”; bei Torres schlägt sich das in unserer Weinbau-Philosophie nieder: “Je mehr wir für die Erde sorgen, desto besser unser Wein.”

Wein-Plus: Ist Ihre gesamte Rebfläche biozertifiziert?

Miguel Torres: In Spanien haben wir jetzt über 600 Hektar zertifizierter Bioweinfläche, in Chile 350 Hektar und in Kalifornien 32 Hektar. In Chile sind alle unsere Weinberge seit März 2012 ökologisch zertifiziert; in Spanien sind wir im Verhältnis bei 600 von 1.800 Hektar. Die restliche Fläche zertifizieren wir Stück für Stück, aber tatsächlich arbeiten wir schon seit vielen Jahren ökologisch in unseren Weingärten, indem wir komplett auf synthetische chemische Behandlung verzichten und diese durch biologische Alternativen ersetzen.

Wir haben auch jeweils eine eigene Linie für Ökoweine: Unsere spanische Linie heißt “Habitat”, unsere chilenische “Las Mulas”, und die Weine meiner Schwester in Kalifornien heißen so wie sie – “Marimar”.

Weingärten für den Rotwein "Grans Muralles" in der DO Conca de Barberà (Foto: Bodegas Torres)

Wein-Plus: Inwieweit hängen Klimawandel und Biowein zusammen?

Miguel Torres: Ich hoffe, dass Biowein in Zukunft auch den Klimawandel berücksichtigen wird. Tatsache ist, dass ein Wein, der nach ökologischen Kriterien produziert wird, nicht automatisch auch gegen den Klimawandel wirkt. Daher befürworten wir sehr eine neue europäische Kategorie von “ökologisch-nachhaltigem” Wein, die neue umweltbezogene Gesichtspunkte beinhalten würde, die über die streng regulierten hinaus gehen.

Im November vergangenen Jahres kamen über 350 Spezialisten auf der 3. “EcoSostenibleWine”-Konferenz in Vilafranca del Penedès zusammen, und Torres war einer der Hauptsponsoren. Die Konferenz endete mit dem Aufruf, die Mechanismen dafür zu definieren, dass diese neue Kategorie, die den Anbau und die Herstellung von “ökologisch-nachhaltigen” Weinen festlegen würde, geschaffen wird.

Eines der wesentlichen Ergebnisse der Konferenz war, dass die bestehenden Produktionssysteme – integrierter, ökologischer und biodynamischer Weinbau – unterschiedliche Herangehensweisen und Anforderungsniveaus hinsichtlich der Nachhaltigkeit haben, aber keines wirklich eine ganzheitliche Perspektive bietet, die die maximale Zahl an Umweltaspekten umfasst, wie beispielsweise die Nutzung alternativer Energien, Wassermanagement und Wasser-Fußabdruck, natürliche Ressourcen und Biodiversität, CO2-Fußabdruck etc.

Weinberge im Priorato (Foto: Jordi Elias)

Wein-Plus: Welche Erfahrungen haben Sie bisher mit der EU-Ökowein-Verordnung gemacht? Mussten Sie Ihre önologische Praxis anpassen? Falls ja, inwiefern?

Miguel Torres: Es ist großartig, dass wir jetzt eine europäische Richtlinie haben; vorher hatte jedes Land seine eigene Regelung mit unterschiedlichen Standards. Gemäß der neuen europäischen Zertifizierung hatten wir nur geringfügige Änderungen vorzunehmen, da wir bereits nach den Standards des National Organic Program (NOP) der Vereinigten Staaten gearbeitet haben, das vom Grundsatz her eines der strengsten Programme weltweit ist.

Lassen Sie mich ein Beispiel geben: Die katalanischen Bio-Richtlinien (CCPAE) haben Ammoniumsulfat als Extra-Nährstoff für die Hefen erlaubt, was jetzt nach der neuen EU-Verordnung nicht mehr möglich ist. Wir haben es tatsächlich fast nie verwendet, da wir dem Ansatz der minimalen Intervention folgen. Darüber hinaus tun wir so viel wie möglich in den Weinbergen, damit die Trauben unseren Keller mit ausreichend Nährstoffen für eine gute und sichere Gärung erreichen. Was dabei selbstverständlich hilft, ist die große Terroir-Vielfalt in unseren Weingärten mit natürlichen Nährstoffen.

Weinberge in der chilenischen Region Empedrado (Foto: Bodegas Torres)

Wein-Plus: Werden Ihre Bioweine in Chile oder Kalifornien anders produziert als Ihre Bioweine in Spanien? Falls ja, wo liegen die wesentlichen Unterschiede?

Miguel Torres: Grundsätzlich ist es überall sehr ähnlich, da wir uns nach den europäischen Regelungen richten müssen. Und wie schon gesagt, haben wir bereits nach dem amerikanischen NOP-Standard gearbeitet.

Wein-Plus: Halten Sie die EU-Ökowein-Verordnung für angemessen? Implementiert und schützt sie die Prinzipien der Biowein-Erzeugung in geeigneter Weise? Welche Änderungen oder Verbesserungen würden Sie vorschlagen?

Miguel Torres: Es ist gut, dass wir jetzt eine Richtlinie für ganz Europa haben. Aber wie gesagt: Wir setzen uns für eine neue Kategorie von “ökologisch-nachhaltigen” Weinen ein, die einen Schritt weiter gehen und noch mehr Umweltaspekte einschließen würde, wie die zuvor genannten.

Mit Blick auf die Weinberge, zum Beispiel, sollte es nicht möglich sein, dass in einem ökologischen Weingarten Metallpfähle verwendet werden, die aus galvanisiertem Eisen sind und deren Herstellung einen gewaltigen Energieaufwand bedeutet; stattdessen sollten dort Holzpfähle stehen. Diesen und viele andere Punkte haben wir in den vergangenen sieben Jahren bei “EcoSustainable” diskutiert.

Reben des Weinguts Jean León in der DO Penedès (Foto: Bodegas Torres)

Wein-Plus: Wie schwierig oder wie einfach ist es für Bodegas Torres als internationales Unternehmen, seine ökologisch erzeugten Weine aus Chile oder Kalifornien in die EU zu importieren und als Biowein zu vermarkten?

Miguel Torres: Das ist ziemlich einfach, solange Sie Zertifizierungen haben, die von der EU anerkannt sind, etwa die des Schweizer Instituts für Marktökologie (IMO), das unsere “Las Mulas”-Bioweine aus Chile zertifiziert. Einige Länder (besonders in Nordeuropa) können wegen ihrer nationalen Recycling-Systeme außerordentliche Bedingungen beantragen, die unabhängig von der EU-Verordnung sind. Doch wir sehen den zusätzlichen Papierkram, der normalerweise mit diesen Extra-Regelungen einher geht, nicht als Problem an. Wir begrüßen sie sogar, weil diese Länder einen langfristigen Nachhaltigkeitsansatz verwirklichen. Wie ich oft sage: Heute bedenken viele bei ihren Handlungen nur die heutige Generation; wir sollten aber etliche Generationen berücksichtigen. Wir müssen als Individuen, als Gruppen, als Staaten handeln, aber auch als eine Branche; und das tun wir: Im Juni 2011 fand in Barcelona das Symposium “Wineries for Climate Protection” statt, das mit der “Erklärung von Barcelona” endete. Diese forderte eine Reduzierung der CO2-Emissionen um mindestens 20 Prozent bis 2020 sowie fünf weitere umweltbezogene Aktionspunkte. Mehr als 150 Weingüter, darunter große und renommierte, nehmen an dieser Initiative teil, und einige – auch Torres – befinden sich momentan im Zertifizierungsprozess.

Übrigens will Torres seine CO2-Emissionen im Jahr 2020 pro Flasche um 30 Prozent gegenüber 2008 reduzieren, und wir liegen im Plan! Eine unserer jüngsten Investitionen ist ein Biomasse-Heizungskessel – der größte seiner Art in einer spanischen Weinkellerei –, der während der letzten Ernte in Betrieb genommen wurde und unseren Stromverbrauch um eine Million Kilowattstunden (etwa zehn Prozent des Gesamtverbrauchs) sowie unseren Gasverbrauch um 95 Prozent gesenkt hat.

Das Weingut Torres im Priorato (Foto: Jordi Elias)

Wein-Plus: Wie schwierig oder wie einfach ist es für Sie, Ihre ökologisch erzeugten Weine aus Spanien in außereuropäische Märkte zu exportieren und als Biowein zu vermarkten?

Miguel Torres: Wir exportieren in mehr als 160 Länder in der ganzen Welt und haben mit unseren Bioweinen keinerlei spezielle Probleme.

Wein-Plus: Señor Torres, wir danken Ihnen für dieses Gespräch.

Bodegas Torres im Weinführer

Zum Artikel "Ökowein in Europa - Teil 1: Pays d'Oc will nachhaltigen Weinbau voranbringen"

Zum Artikel "Ökowein in Europa - Teil 2: Wahlweise besiegelt"

Zum Artikel "Ökowein in Europa - Teil 4: Die Schleusen sind offen"

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