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Kalterersee: Seit Jahren schon wird er auf hohem Niveau produziert. Viele wissen es jedoch nicht beziehungsweise wollen oder können es nicht glauben. Für sie ist der Kalterer immer noch ein Brettljausen-, Wanderer- und Touristenwein und kein ernst zu nehmender Tropfen. Das Gegenteil ist der Fall: Der Kalterersee ist ein schon seit einiger Zeit ein ausgesprochen ernst zu nehmender Tropfen – ein angenehm unkomplizierter allerdings. Ab dem Jahrgang 2010 soll dies mit dem Label „Charta Kalterersee“ deutlich sichtbar und selbstbewusst nach Außen hin demonstriert werden.

Die „Charta Kalterersee“

Im Februar 2010 haben sich 19 Produzenten vor Ort ein Statut geschaffen, mit dem sie durch die Festlegung hoher Qualitätsstandards ihrem ureigensten Wein den Stellenwert geben möchten, den er ihres Erachtens verdient und sie verpflichteten sich, ihre „besten Kalterersee-Weine unter dem Qualitätssiegel der Kalterersee-Charta zu füllen“. Der Charta-Kalterer soll sich „mit leuchtender heller bis kräftiger, rubinroter Farbe, fruchtig-frischen Aromen mit Noten von Kirschen und Himbeeren, Bittermandel- und Veilchentönen sowie mit harmonischer milder, trocken-samtiger Struktur, mit weichen Gerbstoffen und angenehmer Säure, anregend, bekömmlich und einladend – ein Wein für leichten, unkomplizierten Genuss – zu jeder Tageszeit und jeden geselligen Anlass“ präsentieren. Das ist einerseits weit gefasst, andererseits wird auch ganz klar, was der Charta-Kalterersee sein soll und was nicht: Kein konzentrierter Blockbuster-Wein, sondern ein Wein, den man jederzeit gerne trinkt. Jederzeit, weil er angenehm unkompliziert ist; gerne, weil er Qualität besitzt.

Die Top-Lage Arzenhof am Kalterer See (Quelle: Baron di Pauli)

Die Lagen spielen für die Charta-Weine eine große Rolle. Denn die Trauben dafür dürfen nur aus „den besten Lagen rund um den Kalterer See stammen, wo Böden, Ausrichtung und Mikroklima seit jeher als besonders geeignet für die Vernatschtraube“ (aus ihr wird der Kalterersee-Wein gewonnen) „gelten. Die Reben, aus denen die Trauben für die Kalterersee-Chartaweine gekeltert werden, müssen ein durchschnittliches Alter von mindestens 30 Jahren haben“ und die Erträge dürfen maximal 125 Doppelzentner pro Hektar betragen“, also mindestens 20% unter den der derzeit geltenden DOC-Regelung liegen. Im Keller werden die Charta-Weine „traditionell auf der Maische vergoren und schonend ausgebaut.“ Verzichtet wird „auf Anreicherung und jegliche Methoden, die den natürlichen Charakter der Weine verfälschen. Die Charta-Weine werden nur in 0,75-Liter-Flaschen oder einem Vielfachen davon abgefüllt.“ (Alle Zitate aus der Charta Kalterersee).

Die Auswahl der Charta-Weine

„Die Eignung der Kalterersee-Chartaweine wird von einer Fachjury in einer Blindverkostung überprüft. Der Jury gehören sieben Mitglieder an: Je ein Vertreter der beiden Kellereigenossenschaften von Kaltern, ein Vertreter der privaten Weinproduzenten Kalterns, ein Südtiroler Kellermeister, zwei Fachjournalisten oder Sommeliers sowie ein Weinfachmann aus einer anderen Weinbauregion.“ Damit möchte man die Kompetenz der Fachleute vor Ort mit der kritischen Distanz von außerhalb kombinieren. Die erste Verkostung fand am 4. Februar 2011 statt und die angestellten Muster wurden einer harten Probe unterzogen. Acht der 17 Weine wurden erst einmal zurückgestellt. Da es sich durchweg um Fassproben handelte, wurden alle zurückgestellten Weine noch ein zweites mal zwei Monate später verkostet. Das Spektrum der akzeptierten Weine ist weit gefasst. Und das ist das Erfreuliche: Es wird kein Weinstil bewertet. Der Charta-Kalterersee kann ein heller, feinfruchtiger, fast rosé-farbener Wein sein; aber auch ein dichter, eher dunkler und recht konzentrierter Tropfen. Für die Aufnahme als Charta-Wein war nur die Frage entscheidend: Ist er auf seine Art und Weise als Kalterersee gut? Wenn er als heller Wein zu dünn und harmlos daherkommt, ist das natürlich genauso wenig der Fall wie wenn er sich als konzentriertes Gewächs streng und abweisend präsentiert. Das Spektrum der Charta-Weine reicht deshalb vom feinfruchtigen, hellen Kalterersee wie dem des Bärentalerhofes der Familie Morandell bis zu konzentrierten, dabei aber immer geschmeidigen Weinen, wie dem aus durchschnittlich 50-Jahre alten Rebstöcken gewonnenen Vernatsch-Boliden ‚Kalkofen’ von Baron di Pauli oder dem aus noch älteren Anlagen (70 – 90 Jahre!) gekelterten ‚Olte Reben’ von Thomas Pichler.

Wie erkennt man die Charta-Weine?

Die von der Fachjury als Charta-Weine anerkannten Weine erhalten das Qualitätssiegel der Kalterersee-Charta. Das ist „eine geschützte Kapsel, welche mit dem Kalterersee-Logo gekennzeichnet ist und die Unverwechselbarkeit der Weine garantiert.“

Das Charta-Siegel (Quelle: wein.kaltern)

Die Weine des ersten Charta-Jahrgangs 2010

Bei Bekanntgabe der Charta-Weine war ich aufgrund

Es wurde ziemlich streng selektioniert (Quelle: Brunner)
meiner Erfahrungen der letzten Jahre doch etwas überrascht, dass einige Kalterer fehlten, bei denen ich mir sicher war, dass sie die Charta-Prüfung bestehen würden. Die Weine von Stephan Sölva, Roland Rohregger und Andi Sölva (um nur einige Namen zu nennen) hatten in den letzten Jahren immer eine überdurchschnittlich hohe Qualität. Die erwähnten Weine sind allerdings allesamt etwas reifebedürftigere Kalterer. Eventuell muss der recht frühe Verkostungszeitpunkt für die Charta-Selektion noch einmal überdacht werden. Andererseits möchten diejenigen, die einen früher trinkbaren Kalterersee produzieren, verständlicherweise diesen auch dann mit dem Charta-Siegel anbieten, wenn er im Frühling des auf die Ernte folgenden Jahres in den Verkauf kommt.

Im Juli werden sowohl die Charta-Kalterer wie auch alle anderen Kalterersee-Weine der Charta-Mitgliedsbetriebe von Wein-Plus verkostet. Da ist dann vielleicht auch der ein oder andere Wein im vorderen Bereich vertreten, der aufgrund seiner Reifebedürftigkeit die Charta-Prüfung nicht bestanden hat. Die Ergebnisse werden voraussichtlich im Juli hier im Wein-Plus-Magazin bekannt gegeben.

Die Initiatoren: wein.kaltern

wein.kaltern wurde 1999 von Weinmachern, Touristikern, Bauern und Vertreter des öffentlichen Lebens als "Projektgruppe Weindorf Kaltern" gegründet. Man wollte zeigen, „dass das Weindorf Kaltern nicht nur die Weinbautradition pflegen und die Bedeutung der Weinkultur für das gesellschaftliche Leben wahren will, sondern auch, dass hier eine Qualitätsoffensive im Gang ist.“ Mit der Namensgebung sollte die Verbindung von Wein und Herkunft herausgestrichen werden. Die Initiativen seit der Gründung von wein.kaltern sind mannigfaltig: Veranstaltungen, wie Kaltern ganz in weiß, welche das Weindorf in einem neuen Licht erscheinen lassen; der Weinweg, auf dem man Informationen über die verschiedenen Lagen (Riegel) mit ihren besonderen Eigenheiten erfahren und dadurch das Weindorf beim Wandern ganz real erleben kann; der dazu passende Weinwandertag, ein Genusstheater, diverse Verkostungen, das Weinhaus am Marktplatz und nun die Charta Kalterersee.

Auch die lokalen Gastronomiebetriebe wurden in die Pflicht des Qualitätsweins genommen und müssen, wenn sie das wein.kaltern-Logo verwenden wollen, neben guten Speisen eine gewisse Anzahl an Qualitätsweinen aus Kaltern im offenen Ausschank anbieten. Eine gute Gelegenheit, die hochwertigen Gewächse des Dorfes im passenden Ambiente kennenzulernen.

Der rote Punkt - Erkennungsmerkmal der Mitgliedsbetriebe (Quelle: wein.kaltern)

In Zukunft soll die „Südtiroler Weinakademie“ in Kaltern entstehen, in der für Weininteressierte eine komplette Palette an Kursen angeboten wird – „vom Weinschnupperkurs für Anfänger über vertiefende Grundlagenseminare bis hin zum ‚Weinakademiker’; von kurzweiligen, lockeren abendlichen Veranstaltungen bis hin zu mehrtägigen, intensiven Blockveranstaltungen für angehende Profis.“ Neben dem Haupthaus in Kaltern sollen auch andere Weindörfer Südtirols mit eingebunden werden, d.h. Seminare und Veranstaltungen werden an verschiedenen Orten angeboten. – Über dieses dezentrale Konzept soll der Anspruch, eine Südtiroler Weinakademie zu sein, auch tatsächlich eingelöst werden.

Buchtipp: Weinlesen in Kaltern

2006 lud wein.kaltern 19 Literaten ein, die ihre ganz persönlichen Eindrücke von diesem alteingesessenen und nun neu erwachenden Weindorf in Worte zu fassen. Dies haben sie getan. Entstanden sind ausgesprochen animierende Texte; meist heiter, locker und wie lässig aus dem Ärmel geschüttelt (der gute Wein aus Kaltern hat beim Verfassen sicherlich oft eine entscheidende Rolle gespielt); aber auch Ernstes und geschichtliches Hintergrundwissen zum Wein aus Kaltern findet sich hier. Ein herrliches Büchlein zum Schmökern vor Ort oder als Erinnerung zu Hause. Zur Lektüre vor, nach oder bei einem Glas Kalterer Wein bestens geeignet.

WeinlesenWein und Landschaft, Boden und Menschen, Geschichte und Geschichten in Kaltern

Herausgeber wein.kaltern ISBN-10: 3-7082-3211-9

Zum 2. Teil Charta Kalterersee

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