wein.plus
ACHTUNG
Sie nutzen einen veralteten Browser und einige Bereiche arbeiten nicht wie erwartet. Bitte aktualisieren Sie Ihren Browser.

Anmelden Mitglied werden

Zwischen Deutschland und Italien, zwischen Familie und Beruf, zwischen Olivenöl und Wein: Raffaella Usai ist beruflich und privat seit vielen Jahren unterwegs zwischen Welten, Weinen und Kulturen. Seit Januar 2020 verstärkt sie die italienische Presse- und Kommunikationsarbeit und arbeitet eng mit Katrin Walter zusammen. Raffaella schreibt, übersetzt und redigiert Texte, verfasst Artikel auf Deutsch fürs Magazin sowie auf Italienisch für Wein-Plus.it. Zudem arbeiten die beiden gemeinsam daran, Italiens Weine mehr in den Fokus zu rücken und die Winzer auf die richtige Weise anzusprechen. Das benötigt in Zeiten wie diesen sehr viel Fingerspitzengefühl. Doch genau damit fühlt sie sich wohl: Vor allem der enge, regelmäßige Kontakt mit den italienischen Weinproduzenten ist ihr sehr wichtig.

Raffaella Usai

Aufgewachsen ist Raffaella in der nordhessischen Fachwerkstadt Frankenberg an der Eder. Es ist ruhig dort – die Einwohner selbst bezeichnen ihre Region gern als „Hessisch-Sibirien“. Ihr Vater stammt hingegen aus Sardinien und sprach nur Italienisch mit ihr. Das Sprechen, Denken und Fühlen in zwei Sprachen legte die Grundlage für ihren Beruf und ihr Leben:

Raffaella studierte Politikwissenschaft und Italianistik an der Uni Marburg, arbeitete in der PR und wechselte auf die andere Seite – in den Journalismus. Sie zog nach Weimar und verantwortete drei Jahre lang als Chefredakteurin die Zeitschrift „buongiorno italia“ für die italienische Gastronomie. Viel Erfahrung hatte sie nicht. Doch wer wie Raffaella zwischen den Welten aufwächst, dem fällt es nicht schwer, den eigenen Kurs zu bestimmen.

Schon bald bog sie in eine andere Himmelsrichtung ab: nach Süden: Auf der ProWein 2007 lernte sie Andreas März kennen, den Chefredakteur der Weinzeitschrift Merum. Aus der Kooperation beider Magazine entstand eine Freundschaft, 2008 zog sie in die Toskana und arbeitete für die Redaktion. Es war der richtige Platz für Raffaellas Leidenschaft für Wein und Olivenöl. Und für die Liebe: Bis 2016 lebte und arbeitete sie in Lamporecchio, dem Redaktionssitz von Merum, als Autorin, Chefin vom Dienst und Verlagsleiterin. Dort traf sie auch ihren heutigen Lebensgefährten, der als Merum-Redakteur und Verkoster arbeitet. 2013 wurde in der Toskana ihre Tochter geboren. Drei Jahre später zog die Familie zurück nach Deutschland, und seitdem pendelt sie zwischen München und der Toskana. 2018 kam in München ihr Sohn zur Welt, ein Jahr später reduzierte Raffaella ihre Arbeit für Merum. 

Die neue Verbindung zu Wein-Plus ist aber eine bereits lange vertraute: Ihre jetzt neue Kollegin Katrin Walter lernte sie bereits 2006 auf einer Veranstaltung in Berlin kennen. Utz Graafmann und Sam Hofschuster traf sie erstmals 2008 auf der Party von Wein-Plus auf der ProWein. Wein-Plus und Merum hat stets eine freundschaftliche Zusammenarbeit verbunden. Und nun ist Raffaella mit Wein-Plus auf Kurs. Es wird nicht die letzte Grenze sein, die Raffaella lässig überspringt. 

Du bist ohne viel Erfahrung in die kulinarische Publizistik eingestiegen. Kannst du dich an deine erste professionelle Verkostung erinnern?

Das war im Rahmen einer Pressereise ins Piemont, damals arbeitete ich noch als Chefredakteurin in Weimar. Es ging um Moscato d’Asti, den ich vorher noch nie probiert hatte. Besonders faszinierte mich dabei ein Wein von Romano Dogliotti, La Caudrina. Er war so frisch, aromatisch, fein, ja geradezu wolkig! Einen so wunderbaren, leichten Süßwein hatte ich vorher noch nie probiert. Zu Beginn waren die Verkostungen für mich sehr anstrengend, denn ab dem zweiten, spätestens dritten Flight schmeckten alle Weine gleich! Für mich ging es daher zunächst darum, meinen eigenen Geschmack zu schulen, um herauszufinden, was mir schmeckt und was nicht. Langsam habe ich ein Gespür dafür entwickelt, welche Rebsorten und Stilistiken ich schätze. Meine Vorlieben haben sich mit der Zeit verändert: Je mehr Weine ich kennenlerne, desto kompromissloser werde ich. 

Du hast dein Leben in und mit zwei sehr unterschiedlichen Kulturen verbracht. Welchen Aspekt Italiens vermisst du am meisten in Deutschland – und welche deutschen Aspekte in Italien?

Tja, das ist gar nicht so einfach. Als ich in Deutschland gelebt habe, wollte ich nach Italien ziehen. Ich hatte Sehnsucht nach dem Land meines Vaters. Das kannte ich ja nur aus dem Urlaub und habe deswegen vieles verklärt. Als ich dort mit allem drum und dran angekommen bin, hat mich im Alltag vor allem die Bürokratie extrem genervt. Alles ist viel komplizierter als in Deutschland! Hier ein Antrag, dort ein Formular, und erst die Steuererklärung – es ist ein Horror. In Italien hat mir oft die deutsche Verlässlichkeit gefehlt. Was ich aber dort besonders liebe und hier vermisse, ist die Herzlichkeit der Menschen im Umgang miteinander, das Schwätzchen in der Bar oder auf der Straße, die liebevolle Art auf Kinder zuzugehen. Es war für mich eine große Umstellung, als in München meine Tochter nicht mehr in jedem Geschäft mit „Ciao bellissima“ angesprochen wurde. Das fanden wir beide anfangs sehr irritierend. Die Italiener haben eben eine größere Herzenswärme, und das fehlt mir hier in Deutschland sehr oft. 

Du schreibst seit vielen Jahren zugleich über Wein und Olivenöl. Was ist dir persönlich näher – und warum?

Beide Themen sind mir gleich wichtig, sowohl für meine Arbeit als auch im privaten Alltag. Wein und Olivenöl sind bei uns zuhause tägliche Begleiter der Mahlzeiten. Ein Leben ohne sie möchte ich mir gar nicht vorstellen. Olivenöl liegt mir aber deshalb so am Herzen, weil hier - im Gegensatz zum Wein - noch viel Aufklärungsarbeit geleistet werden muss. Es kursiert extrem viel Halbwissen: Auch die vermeintlich anspruchsvollen Verbraucher haben keine Ahnung, was Qualität bedeutet. Sie geben sich mit minderwertiger Supermarktware zufrieden. Spitzenöle fristen immer noch ein Nischendasein, ihre Erzeuger brauchen daher Unterstützung beim Vermarkten. Es geht da meist um kleine Landwirtschaftsbetriebe, nicht um industrielle Abfüller. Für sie engagiere ich mich. 

Mehr verwandte Stories

Alle anzeigen
Mehr
Mehr
Mehr
Mehr
Mehr
Mehr
Mehr
Mehr
Mehr
Mehr

Veranstaltungen in Ihrer Nähe

PREMIUM PARTNER