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Sie spricht fünf Sprachen und weiß über Weinbau wirklich fast alles: Die in Athen geborene Weinexpertin Angeliki Tsioli studierte Agrarwissenschaft in Thessaloniki, spezialisierte sich mit einem Master-Studiengang im französischen Montpellier auf Wein und Weinbau, arbeitete in Zypern und danach sechs Jahre lang in der Weinbau-Kommission der OIV, der Internationalen Organisation für Rebe und Wein. Dazu erwarb sie die höchste WSET-Qualifikation 4, das „Diploma in Wines“. „Die OIV gilt als die UNO des Weinbaus, das war das Beste, das mir in meiner Berufslaufbahn passieren konnte“, erinnert sie sich. Seit 2014 lebt sie in Deutschland – und das hat einen privaten Grund. Denn ein Jahr zuvor feierten sie und Wein-Plus-Gründer Utz Graafmann Hochzeit, bald darauf kam Sohn Tino zur Welt.

Angeliki Tsioli

Bei Wein-Plus produziert sie derzeit den Wein-Kalender und hält die Kommunikation zu den Wein-Plus-Mitarbeitern und den Verbänden außerhalb Deutschlands. Zudem arbeitet sie daran, das Bild des oft unterschätzten griechischen Weins zu korrigieren und engagiert sich für neue Kooperationen.

Wenn Angeliki einen Wein auswählt, muss er für sie einen Aspekt erfüllen, der auch ihren eigenen Anspruch an die Arbeit beschreibt. Sie formuliert ihn knapp auf Englisch: „attention to detail“. Präzise, balanciert, ausgewogen und komplex - das ist für sie ein interessanter Wein, egal zu welchem Preis er zu haben ist. Neben der Arbeit mag sie besonders das Kochen und Essen, gute Kinofilme, Schwimmen und Zumba. Dazu interessiert sie sich seit einiger Zeit sehr intensiv für alkoholfreie Getränke. Diese jedoch sollten bei Qualität und Komplexität mit gutem Wein mithalten können. „Attention to detail“ spielt für sie auch dabei die entscheidende Rolle.

Du bist in Griechenland mit Wein aufgewachsen. Was war der Moment, an dem Du wusstest, dass Wein das Thema Deines Berufes sein würde?

In Griechenland war mein Kontakt zu gutem Wein minimal. Mein Vater hat immer Wein an der Grenze zum Essig getrunken und ihn mit Coca Cola verschnitten, weil er sonst untrinkbar gewesen wäre. Ich habe zu ihm sogar gesagt: „Ich werde nie Wein trinken, der schmeckt mir nicht!“ Schließlich habe ich in Thessaloniki Agrarwissenschaft studiert, und dort gab es ein Fach, das mich interessiert hat: Weinbau. Meine Motivation für das Studium war, meinem Vater zeigen zu können, dass es viel bessere Weine auf dieser Welt gibt als die, die er getrunken hatte. Leider konnte ich ihn nicht mehr probieren lassen - während meines Studiums starb er an Herzversagen. Da ich aber auch das Lernen von Sprachen liebe, zog mich die Kombination von Weinbau und französischer Sprache nach Montpellier, wo ich während meines Master-Studiums die Welt der guten Weine intensiv kennen gelernt habe. So hat das Ganze angefangen.

Du hast das WSET-Diplom bestanden. Welcher Teil der Ausbildung ist Dir am schwersten und welcher am leichtesten gefallen?

Ich habe den Anspruch und das Niveau des WSET-Diploms unterschätzt. Ich hatte ja schon zuvor einige Abschlüsse erworben und mit diesen Erfahrungen angenommen, dass das unkompliziert für mich laufen würde. Und es war teilweise auch recht einfach, vor allem die technische Seite von Weinbau und Önologie. Darin war ich durch mein Studium ja schon fortgeschritten. Am schwierigsten fand ich aber die kommerziellen Aspekte. Wir mussten verschiedenste Winzer aus der ganzen Welt als exemplarische Beispiele für jede Region nennen können. Auch die Export-Märkte für jeden Wein sollten uns geläufig sein – also wer was wohin verkauft. All das war für mich neu; ich habe dabei wirklich viel gelernt. Das beste war für mich aber die Methode, die ich für mich selbst entwickelt habe, um aktuell in der Weinbranche informiert zu sein: Bis heute lese ich täglich sechs, sieben Newsletter, darunter auch den von Wein-Plus. So weiß ich jederzeit, was in der Weinbranche geschieht. Weinjournalismus hat etwas Reizvolles für mich...

Du schreibst, "attention to the detail" ist dir in der Arbeit besonders wichtig. Welcher Wein erfüllt diesen hohen Anspruch für dich derzeit am besten?

Hier fällt es mir schwer, eine Antwort zu finden... Weine, die den hohen Anspruch "attention to detail" erfüllen, sind für mich ausgewogen und sehr fein balanciert. Und davon gibt‘s heute eine Menge in allen Qualitätsstufen und Stilen auf der ganzen Welt!

Wie wählst Du einen Wein aus?

Wenn ich im Restaurant oder einer Weinbar mit einer guten Weinliste ein Glas Wein bestellen will, wähle ich oft die "blinde" Version. Der Sommelier schenkt mir einfach ein Glas ein und ich beginne mit dem Eingrenzen, dem Einordnen und manchmal auch mit dem Raten. Mit dem blinden Verkosten kann ich all wichtigen Details bewusst betrachten. Es ist der Versuch, die Frage zu beantworten: „Was ist denn das?" Dieses Verfahren hat für mich sehr viel mit Respekt zum Wein und vor dem Winzer zu tun. Und genau das ist mein Prinzip!

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