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Zuchtnummer Fr. 177.68. So die korrekte Bezeichnung für eine Traubensorte, die man in Deutschland "Johanniter" nennt, in der Schweiz aber nicht ohne weiteres so heißen darf! Jedenfalls nicht auf der Etikette. Das Gericht hat dies nach einem längeren Rechtsstreit entschieden, nachdem ein Winzer aus der "Drei-Seen-Region" Klage eingereicht hat, weil er die Wort-Bild-Marke "Johanniter" für seine Gutedel-Weine bereits 1949 schützen ließ und diesen Markenschutz später erneuerte.

 

In Twann am Bielersee wächst der "echte" Johanniter: ein Wein aus der Rebsorte Chasselas

Der "Johanniter" ist also vorerst ein Wein aus Twann, einem idyllischen Winzerdorf am Bielersee. Und nebenbei ist "Johanniter" eben auch eine Rebsorte, die 1968 am staatlichen Weinbauinstitut in Freiburg gezüchtet wurde, eine Kreuzung aus Riesling und Seyve Villard.

 

"Johanniter"% die Traubensorte mit der Zuchtnummer Fr.177.68

Die eidgenössische Forschungsanstalt Wädenswil hat nach längeren Versuchen schon vor Jahren festgestellt: "Der Johanniter besticht durch sein Qualitätspotenzial, auch wenn er in Lagen mit hohem Infektionsdruck für den Falschen Mehltau zwei- bis dreimal gegen Mehltaukrankheiten behandelt werden muss..... Der Anbau dieser Sorte ohne Fungizideinsatz wird vermutlich nur in relativ trockenen und gut durchlüfteten Standorten möglich sein .... Demgegenüber ist es auch als Fortschritt zu betrachten, wenn die Pflanzenschutzbehandlungen von beispielsweise sieben auf drei vermindert werden können."

Innovative Schweizer-Winzer sind immer auf der Suche nach "Markt-Lücken" im Schweizer-Angebot. Dabei entdecken sie - zwar sehr zögernd - auch immer häufiger die hierzulande noch wenig bekannten interspezifischen Rebsorten (Hybriden), die vor allem für kleine Anbaugebiete ideal sind und in der lokalen Vermarktung sehr gute Akzeptanz finden.

 

Einstiger "Sitz" der Johanniter in Bubikon

Einen dieser Kleinwinzer lernte ich kennen: fast zufällig geriet ich in eine sommerliche Degustation im Winzerhaus am "Schlüssberg" einem zwar traditionellen Weinberg, wo aber vor rund hundert Jahren die letzten Rebstöcke ausgerissen wurden. Der "Schlüssberg" liegt in unserer Nachbargemeinde Grüningen. Hier begann vor sieben Jahren der Bauernsohn Daniel Müller einen Rebberg neu anzubauen, der inzwischen 2,5 Hektaren groß ist. Zuerst war es die gängigste weiße Rebsorte der Deutschschweiz, Riesling x Silvaner. Dann aber kamen neuere interspezifische Sorten dazu: Seyval Blanc, Solaris, Garanoir, Léon Millot, Siramé, Cabernet Cortis und - Johanniter.

Ich habe das ganze "Programm" degustiert, zur Verwunderung des Winzers, denn die "Kundschaft" bestand aus Weinliebhabern der engen Region, die bereits wussten, welchen Wein sie probieren und kaufen wollten.

Ich blieb beim "Johanniter" hängen. Kein Wunder, ist doch meine eigene Gemeinde weithin bekannt durch das "Ritterhaus", einer Johanniter-Niederlassung aus dem 12. Jahrhundert.

 

Rebhang am "Schlüssberg" in Grüningen

Was liegt da näher, als dass in dieser Gegend auch "Johanniter" angebaut wird. Vor zwei Jahren bin ich der Rebsorte zum ersten Mal begegnet. Damals schrieb ich im Forum: "...was habe ich im Glas: Einen sehr fruchtigen Wein, der in der Nase die Verwandtschaft mit dem Riesling nicht verleugnen kann. Grapefruitnoten und reife Äpfel, was mich an Riesling erinnert, aber auch eine betonte, klare Struktur. Im Gaumen erlebe ich den Wein recht harmonisch, zwar nicht voluminös - eher etwas "dünn", mit klarer Restsüße. Im Abgang hingegen etwas bitter, mittlere Länge....

 

Der "Johanniter" aus Grüningen% der nicht Johanniter heissen darf

Jetzt, bei der zweiten Begegnung - im schönen Rebberg von Grüningen - fand ich den Wein noch weit besser, eigenständiger, verführerischer. Ich konnte es nicht lassen, ein paar Flaschen mitzunehmen. So gibt es jetzt halt einen weiteren Keller im Johanniterdorf Bubikon, in welchem "Johanniter" lagert, der nicht Johanniter heißen darf.

So kurios ist die Weinwelt, doch gerade dies macht mir besonders Spaß! Vor allem, wenn der Wein auch gut ist.

NB. Zudem hat sich eine feine Cuvée aus "Léon Millot" und "Siramé", sehr dezent in Barrique ausgebaut, vom "Schlüssberg" in meinen Keller "verirrt". Bereits gestern kamen zwei Flaschen auf den Tisch: Nicht nur ich, auch mein Besuch war begeistert. Doch davon ein andermal.

Herzlich

Ihr/Euer
Peter (Züllig)

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