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Le Vin de MerdeEigentlich ist es ein Gag, ein Mittel, um im unglaublich grossen Angebot von Weinen im Languedoc Aufmerksamkeit zu erlangen.“Wein vom Scheisshaufen“ oder eben „Scheisswein“, man mag dies deutsch kaum aussprechen, französisch auch nicht. Da hilft der Untertitel wenig: „Le pire … cache le meilleur“ (etwa: Das Schlechte verbirgt das Gute) – ein philosophischer Spruch, der – denkt man darüber nach – recht viel Wahrheit enthält. Jean Marc Speziale – ein ehemaliger Gastronom und (wie er selber sagt Epikureer – Anhänger des griechischen Philosophen Epikur) hat mit seiner provokativen Kreation schon vor fünf Jahren Aufsehen erregt und – wie die Reaktion zeigt – damit ins Schwarze getroffen. Seine Wein-Philosophie wird verstanden: „Es braucht offenbar diese Provokation, um Vorurtele zu überwinden, denn unsere Region (Languedoc) galt lange Zeit als eine Gegend, wo schlechte Weine gemacht werden. Dies ist längst nicht mehr so. Unsere Winzer haben grosse Fortschritte gemacht, sie haben bemerkenswerte Arbeit geleistet, um die Qualität ihrer Weine zu verbessern. Doch viele der Vorurteile sind geblieben“ (frei übersetzt).

Das gewagte Konzept der Provokation scheint aufzugehen. Statt hochtrabende Worte über Jahrgang, Terroir, Rebsorten, Vinifikation – was ohnehin nur von Weinspezialisten verstanden wird – setzt er ein philosophische Idee in die Welt (undjm-speziale auf die Etikette) und lässt den Wein selber sprechen. Darauf kommt es an: ob der Wein Charakter hat, ob er gut ist, ob er nachhaltig ist, ob er in der Weinwelt bestehen kann… Das Datenblatt zu seinen Weinen enthält kaum konkrete Angaben: „Issu de parcelles sélectonnées à rendements modérées et vendangées manuellement, de vin rouge à la couleur intense surprend par son nez subtil aux arômes de petit fruits rouges. Un vin de garde qualité mais sans complexité et pour le plaiser de tous.“ Vielmehr ist es nicht, was da angegeben wird, keine Rebsorten, keine Lagenbezeichnung, keine Appellation… Aber ein Wein, der allen Freude bereiten soll.

Irgendwie finde ich dies wohltuend. All die technischen Angaben sind sicher für Produzenten und Spezialisten wichtig, die Einordnung in Qualitätsstufen und Appellationen mag (wenn dies überhaupt stimmt) dem Konsumenten die Orientierung erleichtern. Letztlich aber zählt – gerade beim Weinkonsum – was Freude bereitet. Ich versuche es dabei bewenden zu lassen, die Rebsorten (es sind die Languedoc-Sorten), die Fasslagerung (neue oder alte Fässer), die Ertragsreduktion etc. unbeachtet zu lassen. Dafür soll der Wein reden. Und der sagt eigentlich nichts von roten Früchten, von Lakritze und Garrique, von einem langen oder kurzen Abgang, einer harmonischen Struktur…. Er sagt ganz einfach: geniesse! Und ich habe meine Freude, das genügt doch – oder doch nicht?

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