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Auf den ersten Blick ist Grabouw ein unscheinbares Nest. Auf den zweiten auch. Der kleine Ortskern hat bloß ein paar Pubs und Supermärkte aufzuweisen, selbst im Hochsommer sind flanierende Ausländer eine Rarität. Der aus Stellenbosch oder Franschhoek gewohnte Trubel und Lärm, all die dort bewunderten reetgedeckten Häuschen samt gehobenen Souvenirgeschäften fehlen vollständig. Und wer an einem Samstagnachmittag in Grabouw einkaufen geht, ein bisschen Fleisch für den traditionellen Grillabend vielleicht, der ist wirklich dort, wo man sich in den mondäneren Gegenden des Landes häufig eben nicht wähnt: mitten in Afrika!

 

 

Atemberaubende Landschaften

 


Kleine Weinhauptstadt, große Pläne

Kaum zu glauben, dass Grabouw, idyllisch gelegen am Rande eines riesigen Naturschutzgebietes, auch als wichtigster Ort des Anbaugebietes Elgin gilt. Vom Flughafen Cape Town braucht man kaum mehr als 45 Minuten, zunächst hoch hinauf auf die Hottentots-Holland Mountains und dann wieder ein Stück bergab. Vom Sir Lowry’s Pass, ganz oben, öffnet sich ein hinreißender Blick über die False Bay - doch Reben sind zunächst mal nicht zu erkennen. Kein Wunder, dass die meisten Touristen so rasch wie möglich den so genannten Ward Elgin durchqueren, der rechtlich schon nicht mehr zur Coastal Region, sondern zum Weinbau-District Overberg zählt. Allenfalls in einem der Farm Stalls, wie sich die Bauernhofläden an der Autobahn nennen, kaufen sie ein paar Muffins und etwas Biltong, bevor sie weiterbrausen nach Hermanus oder, auf der Garden Route, nach Port Elisabeth. Die Eiligen verpassen, das steht fest, spannende Weine.

 

 

 

 

Die weitläufigen Weinberge

 


Vom Apfel zum Wein

Welche Fortschritte die Winzer in den letzten Jahren gemacht haben, kann man ein paar Straßenzüge entfernt vom Zentrum Grabouws überprüfen. Sascha Sulliman-Exner hat sich zusammen mit seiner Frau Sabine in einer hübschen Villa niedergelassen. In liebevoller Designarbeit entstanden Zimmer und Gartensuiten, welche dem Guesthouse „Villa Exner” gleich nach Eröffnung die höchste Einstufung von fünf Sternen eingebracht haben. Abends wird mit regionalen Produkten gekocht, eine ausgezeichnet sortierte Weinkarte listet die besten Gewächse Elgins. Doch auch Sauvignon- und Chardonnay-Fans sollten zumindest einmal den frisch gepressten Apfelsaft verkosten, vielleicht als Aperitif auf der Veranda. Schließlich ist Elgin derzeit vor allem für seine Äpfel bekannt - sie finden perfekte klimatische Voraussetzungen vor. „Hier ist es schließlich immer ein paar Grad kühler als in Stellenbosch”, weiß Exner. Das haben ein paar clevere Winzer aus Stellenbosch schon vor Jahren auch in Bezug auf Trauben als Vorzug erkannt - sie kaufen die Ernte im rund 450 Meter über dem Meeresspiegel gelegenen Elgin und fahren sie zur Verarbeitung über die Berge. „Ich habe keine Zweifel, dass Elgin eines Tages die beste Weinbaugegend Südafrikas sein wird”, lacht Andrew Gunn. Der Patron des Weinguts Iona gehört zu den bislang noch wenigen Erzeugern, die an Ort und Stelle Wein ausbauen - doch er hat große Ziele und beschränkt diese keineswegs auf weiße Trauben. „Wir haben auch Syrah, Mourvèdre und Petit Verdot gepflanzt”, schmunzelt Gunn. „Das Klima in Elgin ist sehr variantenreich, es gibt verschiedene Entfernungen zum Meer, Ausrichtungen zur Sonne - man muss nur sorgfältig die richtige Lage auswählen.”

 

 

 

 

Paul Clover% Pionier des Weinbaugebietes Elgin

 


Hilfe zur Selbsthilfe

Gewählt hat auch Paul Cluver, der Pionier des Weinbaugebiets Elgin. Schon in den 1980ern entschied der Obstfarmer, nicht nur Äpfel, Birnen und Pflaumen zu verkaufen, sondern auch Reben zu pflanzen. Heute hat er deutlich mehr als 100 Hektar mit Sauvignon blanc, Gewürztraminer oder Cabernet Sauvignon bestockt. Das größte Lob heimsen allerdings die Rieslinge ein: die trockene, für deutsche Gaumen allerdings eher harmlose Variante sowie die mehr oder weniger süßen Special und Noble Late Harvests.

 

 

Doch noch häufiger berichten die Zeitschriften über das von Paul Cluver ins Leben gerufene Thandi-Gemeinschaftsprojekt. Gleich neben der Autobahn entstand ab 1995 ein landwirtschaftliches Unternehmen, das Maßstäbe setzte. Damals waren die Exportmärkte für Äpfel eingebrochen, Arbeitsplätze fielen weg. Cluver schaute nicht nur bis zum eigenen Tellerrand, sondern erkannte die Möglichkeiten des neuen Südafrika. Er schuf, in Zusammenarbeit mit dem Staat und der Gemeinde, eine Alternative auch für Arbeiter ohne Ausbildung. Über 200 Menschen sind inzwischen auf Thandi tätig, bauen Obst, Blumen und Gemüse an, bestücken den Hofladen mit selbst genähten Souvenirs und servieren deftige Speisen im kleinen Farmgasthaus. Die Mitarbeiter platzen fast vor Stolz auf jenes Unternehmen, das längst auch das ihre geworden ist. Nicht zu Unrecht, die hier gekelterten Weine können sich sehen lassen: Fast elegant wirkt die Shiraz-Cabernet-Cuvée, während der Pinot noir frisch, fruchtig und nur ein bisschen rustikal ausfällt. Beide passen zur köstlichen Bratwurst mit grünen Erbsen aus eigener Ernte und einem Berg an Kartoffelpüree. Man ist schon nach wenigen Bissen wunderbar gesättigt und kommt nicht einen Augenblick lang auf die Idee, den plötzlich ganz schön kitschig scheinenden Trubel von Stellenbosch oder Franschhoek zu vermissen!

Hier geht es zum ersten Teil: "Ein Bruwer kommt selten allein"

Hier geht es zum dritten Teil: "Der ferne Osten" 

Weingüter und Restaurants

Iona Vineyards
PO Box 527
Grabouw 7160
Tel. 0027/28-2849678
gunn@iona.co.za
www.iona.co.za 

Paul Cluver
N 2
Grabouw 7160
Tel. 0027/21-8440605
info@cluver.co.za
www.cluver.com 

Thandi Farm Kitchen
N 2
Grabouw 7160
Tel. 0027/21-8440343
www.thandi.com 

Villa Exner
11 Essenhout Avenue,
Grabouw 7160
Tel. 0027/21-8593596
sascha@villaexner.com
www.villaexner.com 

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