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FBOxx150_RGB_1_1_1„Dass wir dieses Weingut nicht früher entdeckt haben… Aber besser spät als nie“, schreibt einer meiner bevorzugten Weinhändler. Was soll ich davon halten? Plumpe Werbung oder echtes Bedauern? Schwer auszumachen. Da hilft nur eines. Zwei, drei Flaschen erwerben (Preis 35 CHF) und selber probieren. Gedacht, getan! Doch ich machte den Fehler, die erste Flasche zu öffnen, als Auftakt zu einem Abend mit Freunden und zwei herrlichen Altweinen. Natürlich war die Erwartung hoch und die Enttäuschung (vor allem im Vergleich mit den Altweinen) vorprogrammiert. Man stellt doch noch keinen Bordeaux, Jahrgang 2010, wenn man nachher grosse Gewächse aus den Neunzigerjahren einschenkt: zu jung, noch zu sehr im Entwicklungsstadium. Dies ist mir eigentlich bewusst, doch die Neugier war grösser (als der Verstand). In der Folge sprachen wir kaum noch von diesem „kleinen“ Wein. Eigentlich schade. Die Hälfte blieb in der Flasche (dekantiert habe ich ihn – entgegen meinen Gewohnheiten – nicht, weil ich den Rest aufsparen wollte). Und das war gut so. Am andern Tag – nach ein paar Stunden – war der Wein ganz anders, viel zugänglicher, viel persönlicher, viel aromatischer, viel würziger… Einmal mehr bestätigt sich die Erfahrung: das Potential bei jungen Weinen abzuschätzen (und 4 Jahre ist für einen Bordeaux wenig, zu wenig) ist extrem schwierig. Man braucht nicht nur Erfahrung, Frühverkoster mögen mich entschuldigen, man braucht auch einige Phantasie. Die einen Tag zuvor geöffnete Flasche hat die Phantasie in die Wirklichkeit zurückgeholt und mir nachträglich ein Erlebnis beschert, das sich zwischen Bewunderung und Überraschung eingependelt hat. Das Weingut – von dem ich bisher noch nie etwas gehört hatte – liegt in Saint Christoly en Medoc ganz im Norden, dort, wo es kaum mehr namhafte – schon gar nicht berühmte – Weingüter gibt. Immerhin liegt Saint Christoly an der Gironde, dort wo diese bereits breit ist und eineige recht gute Cru Bourgoise (wie Le Boscq, Grands Chènes, Haut Canteloup) zuhause sind. Doch Clos Manou? Wer das Weingut in der Bordeaux-Literatur sucht, findet es kaum (auch nicht in den neusten Ausgaben) oder es wird nur ganz am Rande erwähnt. Anders im Internet: da erscheint es immer wieder, schon fast so etwas als ein „Geheimtipp“, der natürlich längst nicht mehr geheim. Die Angabe zum Weingut ähneln sich nämlich, wie sind wohl mehr oder weniger von einander: eine gute Story, die sich vermarkten lässt und deshalb immer wieder aufblitzt: „Der Besitzer, ein grosser Weinliebhaber und begeisterter Winzer, war vorher in einer Kooperative tätig. Er machte sich zusammen mit seiner ebenso begeisterten Frau Françoise selbständig, um dieses Kleinod zu schaffen.“ Oder: „Sicherlich eines der extremsten Weingüter im Medoc…..Die 12 ha Weinberg sind extrem gepflegt und bestockt mit grundsätzlich 10.000 Reben/ha…. 130403EMan muss das gesehen haben um diese perfekt organisch gepflegten und durchlüfteten Böden zu glauben!“ Ich habe sie (noch) nicht gesehen. Aber den Wein probiert. Er ist tatsächlich – sieht man einmal von seiner Jugend ab – ein toller „kleiner“ Bordeaux. Klein? Eigentlich nicht, eher gross, eher beeindruckend, sehr eigenständig, nicht von „Technik“ geprägt, vielmehr „voll“ von Bordeaux im eher lehmigen nördlichen Médoc. Bei diesem Wein ist – so scheint mir – noch viel Handwerk, viel Sorgfalt, viel Terroir (um das abgedroschen Wort zu gebrtauchen) im Spiel. Eigenständigkeit und Klasse, das sind wohl die beiden treffendsten Begriffe. „Alles ist ausgerichtet auf den Erhalt von viel Frucht und auf schonende Verarbeitung ohne jede Bitterstoffe… Die alten Cabernet-Rebstöcke bringt extrem hohen Extrakt… Unglaublich würzige Cassis-Johannisbeer-Nase mit Brombeere, dunkle schwarze Kirsche. Extrem dicht. Aromatisch.“ Für einmal kann ich dies alles nachvollziehen. Es bleibt mir – wie wohl vielen anderen Weinliebhabern auch – das Weingut im Auge zu behalten und möglichst bald einmal gereiftere Jahrgänge zu probieren. Nur: dies wird schwierig sein, denn der Jahrgang 1999 (glaube ich) war der erste und wohl auch noch nicht der beste. Es bleibt (vorläufig) ein kleines Zeitfenster, um sich als guter Bordeaux zu auch langfristig zu beweisen.

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