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Es geht voran

Kein Zweifel, das Konzept „Erste Lage“ entwickelte sich nach holprigen Anfängen in den letzten Jahren zu einer Erfolgsgeschichte. Vor allem die trockenen Großen Gewächse und Ersten Gewächse (Letztere nur im Rheingau) stehen jedes Jahr im September im Zentrum der Aufmerksamkeit einheimischer und zunehmend auch ausländischer Fachleute. Auch die Menge der erzeugten Weine stieg in den letzten Jahren stetig an: Kamen 2002 lediglich 108 trockene Spitzengewächse auf den Markt, sind es in diesem Jahr bereits 360 (jener Teil der rheingauer Ersten Gewächse, die aufgrund einer Sonderregelung mit im gesetzlich halbtrockenen Bereich liegenden Zuckerwerten produziert werden, ausdrücklich nicht mitgerechnet).

Besonders erfreulich ist, dass auch die qualitative Entwicklung in dieser Zeit nicht stehen geblieben ist. Musste sich der VDP in der Vergangenheit immer wieder erhebliche Kritik gefallen lassen, weil ein zu großer Teil der vorgestellten Weine den hohen Ansprüchen bei weitem nicht genügten, erweisen sich die Großen und Ersten Gewächse heute zwar noch längst nicht immer als tatsächlich „groß“, bewegen sich aber doch bei wesentlich homogenerer Güte fast durchweg auf anspruchsvollem Niveau.

Der Jahrgang 2008

Deutlich wird das gesteigerte Qualitätsbewusstsein gerade in einem relativ schwierigen Jahrgang wie 2008. Dessen Witterungsverlauf gab zunächst nicht unbedingt Anlass zur Euphorie. Zum ersten Mal seit Langem mussten die Produzenten selbst in Spitzenlagen wieder um die Reife ihrer Trauben bangen. Wer den Lesezeitpunkt nicht möglichst lange hinauszögerte sowie gründlich vorlas und selektierte, konnte in den meisten Fällen nicht mit einem erstklassigen Ergebnis rechnen.

Gleichwohl gelang es vielen Produzenten, großartige Weine zu keltern. Dabei zeitigen die Bedingungen des Jahrgangs durchaus erfreuliche Nebenwirkungen: die relativ niedrigen Mostgewichte führten selbst bei den Spitzengewächsen für weitgehend moderate Alkoholgrade. Gleichzeitig verfügen die besten Weine aufgrund der guten Wasserversorgung und der langen Vegetationsperiode über viel Extrakt und eine ungewöhnlich präsente, oft etwas erdig anmutende Mineralität. Ich kenne kaum einen Jahrgang, in dem die unterschiedlichen Lagencharakteristika so deutlich zum Ausdruck kamen, wie das 2008 der Fall ist.

Dazu kommt, dass sich heuer einige Erzeuger, die in den vergangenen Jahren eher unter ihren Möglichkeiten gearbeitet haben, wieder mit eindrucksvollen Kollektionen in der Spitze zurückmelden. Offenbar waren die Schwierigkeiten im Herbst für viele Betriebe eine Herausforderung, die Anstrengungen in Weinberg und Keller deutlich zu steigern. So erleben wir mit dem Jahrgang 2008 überwiegend positive Überraschungen. Die Freude darüber können auch die wenigen wirklich schwachen Weine nicht trüben, die es leider immer noch gibt. Doch wenn die Entwicklung so weiter geht, gehören vielleicht auch diese Ausreißer bald der Vergangenheit an.

Mosel

Obwohl an der Mosel lediglich ein gutes Dutzend Großer Gewächse aus einer einzigen Rebsorte produziert werden, könnten die stilistischen Unterschiede kaum größer sein. Sie reichen von schlanken, fast filigranen und dabei strahlend klaren Rieslingen, wie man sie etwa bei Ernst Loosen findet, bis zu den mächtigen, fast fetten, außergewöhnlich würzigen und erdig-mineralischen Exemplaren eines Clemens Busch. Dazwischen gibt es Abstufungen - fast für jeden Produzenten eine. An der Spitze steht wohl nach wie vor Reinhard Löwenstein (Weingut Heymann-Löwenstein), der bislang erst einen Teil seiner Weine vorstellen konnte, aber auch Theo Haart (Weingut Reinhold Haart) hat uns mit seinem intensiv mineralischen Ohligsberg überzeugt.

Moselschleife zwischen Leiwen und Trittenheim (DWI/Hartmann)

Im Gegensatz zu den trockenen Rieslingen, denen man heute deutlich mehr Aufmerksamkeit widmet als früher, hat sich bei den süßen Varianten seit Einführung des Begriffs „Erste Lage“ außer der zusätzlichen Bezeichnung kaum etwas geändert. Der Jahrgang 2008 scheint uns darüber hinaus – trotz manch überzeugender Ergebnisse – für diesen Weintyp weniger günstig gewesen zu sein als 2007. Zwar wird die bisweilen rassige Säure vielen Mosel-Freunden gefallen, doch verfügen die meisten Weine letztendlich doch nicht über die Tiefe und Komplexität ihrer Vorgänger; zudem machen raue Gerbstoffe vor allem den Prädikaten Kabinett bis Auslese oft ein wenig zu schaffen. Auch die Zahl der edelsüßen Spitzen ist deutlich kleiner als sonst, aber es gibt durchaus einige brillante Erfolge.

Mittelrhein

Gerade einmal 5 Große Gewächse wurden heuer am Mittelrhein produziert. Das liegt sicher vorwiegend an der geringen Zahl der hier ansässigen VDP-Betriebe. Die zum Teil großartigen Lagen dürften eigentlich viel mehr hergeben. Leider wurden uns zudem erst die Vertreter aus Bacharach und Steeg vorgestellt, von denen uns die beiden ausdrucksstarken und entwicklungsfähigen Rieslinge des Weinguts Ratzenberger außerordentlich gefielen.

Rheingau

Die Weine von Künstler und Weil markieren heuer die Spitze der Ersten Gewächse im Rheingau. Festigkeit, Tiefe, Kraft und viel Mineralität zeichnen alle drei Weine der beiden Betriebe gemeinsam aus, nur wirken Künstlers Rieslinge noch einmal deutlich verschlossener, kompakter und unzugänglicher als der ebenfalls noch wenig entwickelte, aber schon merklich feinere Gräfenberg. An die hervorragenden Ergebnisse von Johannishof, Schloss Johannisberg und Langwerth von Simmern sind wir in dieser Klasse gewöhnt, aber auch F.B. Schönleber hat zu alter Stärke gefunden. Wirklich überrascht sind wir vom Weingut Barth, das den besten trockenen Riesling vorstellte, den wir aus diesem Haus je probiert haben, aber auch von Prinz von Hessen und Joachim Flick, die jeweils zumindest mit einem Wein in der Spitzengruppe vertreten sind. Generell scheinen uns die Qualitäten in der Breite deutlich zuverlässiger zu sein als 2007.

Blick auf Schloss Vollrads (DWI/Hartmann)

Nahe

Auch an der Nahe gibt es Überraschungen. Zwar stehen Emrich-Schönleber und Dönnhoff auch heuer wieder mit an der Spitze, aber das Weingut Diel hält inzwischen problemlos mit. Im Charakter unterscheiden sich die Rieslinge dieser drei Weingüter jedoch erheblich. Dönnhoffs Hermannshöhle zeigt sich derzeit eher abweisend, kühl und herb, sie wirkt schlanker als sie ist, beansprucht aber aufgrund ihrer Tiefe, Festigkeit und erstaunlichen Noblesse dennoch schon heute eine Spitzenposition. Nicht viel anders steht es um das noch etwas erdiger wirkende Dellchen. Die beiden Rieslinge von Emrich-Schönleber geben sich erheblich kräftiger, dabei gleichzeitig saftig und rassig, der Halenberg allerdings ebenfalls sehr verschlossen, das Frühlingsplätzchen wie immer etwas leichter zugänglich und verspielter. Beim Weingut Diel scheinen die Weine unter der Regie von Armin Diels Tochter Carolin immer feiner zu werden. Ihre Großen Gewächse werden auf den ersten Schluck vermutlich häufig unterschätzt, erst bei näherer Betrachtung eröffnen sie einem ihr ganzes aromatisches Potenzial und ihre ungeheure Subtilität bei ausgezeichneter Struktur und Tiefe. Es tat den Weinen gut, dass hier 2008 gänzlich auf die sonst übliche Abrundung mit Restzucker verzichtet wurde: sie sind gerade deshalb besonders fein, außergewöhnlich harmonisch und perfekt fokussiert. Deutlich zugänglicher, aber von überraschender Qualität sind die beiden Weine der Gutsverwaltung Schloßböckelheim. Sie schmecken schon heute lebhaft und animierend, verfügen aber auch über festen Bau und Substanz für eine weitere positive Entwicklung. Noch ziemlich unruhig geben sich die Rieslinge von Schäfer-Fröhlich, deren Spontangäraromen manchmal noch hart am Böckser vorbeischrammen - ein Eindruck, der sich im Moment mit Luft itrritierenderweise eher verstärkt als abschwächt. Doch genau das in Verbindung mit der recht spritzigen Kohlensäure und der merklichen Restsüße dürfte vor allem bei Mosel-Freunden Begeisterung hervorrufen, auch wenn den Weinen bei aller animierenden Art die Tiefe der besten Vertreter des Jahrgangs zu fehlen scheint. Unsere Bewertungen fallen daher ziemlich vorsichtig aus; es bleibt abzuwarten, wie gut die Weine sich tatsächlich entwickeln können.

Rheinhessen

Obwohl die meisten Weine zweier der wichtigsten Produzenten des Gebiets – Wittmann und Keller – noch fehlen, fällt die Leistungsschau in Rheinhessen schon jetzt ziemlich beeindruckend aus. Das liegt erst einmal an den beiden Weingütern Battenfeld-Spanier und Kühling-Gillot, die zwar unter einer Leitung stehen, deren Weine aber nicht unterschiedlicher sein könnten. Kraft besitzen sie alle, doch während die Rieslinge aus dem Wonnegau von Battenfeld-Spanier deutlich lebhafter und fruchtbetonter sind, bringen jene von Kühling-Gillot in ihrer deutlich wärmeren und schmelzigeren Art und mit ihren erdigen, manchmal auch öligen Aromen die Lagencharaktere des Roten Hangs an der Rheinfront deutlich zum Ausdruck. Ähnliches gilt auch für die überraschend starken Weine von Sankt Antony, während das Weingut Gunderloch in seinen Gewächsen zwar die Aromatik der anderen Rieslinge vom Roten Hang weitgehend teilt, ansonsten aber mehr auf schlankeren Bau und Finesse setzt, was sie erheblich kühler wirken lässt. Das Weingut Wagner Stempel kommt bei aller gebotenen Qualität vielleicht nicht ganz an seine besten Leistungen der vorangegangenen Jahre heran. Beim Heerkretz mag das aber im Moment vor allem an der deutlichen Restsüße liegen, die dem Wein ein wenig das Zwingende nimmt. Hier wäre eine Steigerung durchaus denkbar, wenn sich der Wein mit der Flaschenreife harmonisiert. Ähnliches gilt für das Liebfrauenstift-Kirchenstück von Gutzler, dem aber auch sein merklicher Gerbstoff derzeit noch ein wenig im Weg steht. Erfreulich sind die im Vergleich zu früher wesentlich überzeugenderen Ergebnisse der Staatlichen Weinbaudomäne Oppenheim und von Schloss Westerhaus.

Der "Rote Hang" (DWI/Hartmann)

Pfalz

Die Pfalz ist sicher einer der großen Gewinner des Jahrgangs. Die besten Weine – und davon gibt es eine ganze Menge – verbinden Ausdruckskraft und Tiefe mit Eleganz. Die Alkoholgehalte sind niedrig, wie lange nicht mehr. Größte Überraschung ist heuer des exzellente Abschneiden des Weinguts Reichsrat von Buhl. Wir haben noch nie derart charaktervolle, feine und dabei tiefgründige Weine dieses berühmten Gutes probiert. Darüber hinaus sind sie so herkunftstypisch, dass es einem auch in der Blindprobe nicht schwer fällt, die meisten der Lagen zu erraten. Nicht viel anders ist das auch bei den Großen Gewächse einiger anderer Betriebe in der Pfalz, etwa den prachtvollen Exemplaren von Rebholz, Wehrheim und Meßmer im südlichen Teil oder jenen von Müller-Catoir, Bürklin-Wolf, Bassermann-Jordan und Knipser in der Mittelhaardt – und das, obwohl sie sich stilistisch zweifellos deutlich unterscheiden. Steffen Christmanns Rieslinge wirken überwiegend noch etwas unfertig, lassen aber dennoch Komplexität und Tiefe erkennen. Der Jahr für Jahr beeindruckende Idig bekommt heuer vom Langenmorgen ernste Konkurrenz. Deutlich vom Hausstil geprägt sind die Rieslinge von Philipp Kuhn, die deutlich kräftiger, schmelziger und wärmer wirken, als die meisten anderen pfälzer Großen Gewächse, ohne dass ihnen die deutliche Bodenprägung fehlen würde, die man in der Pfalz heuer bei den Spitzenrieslingen fast überall antrifft. Die Weißburgunder stehen heuer hinter den Rieslingen zumeist ein wenig zurück, doch Rebholz, Wehrheim und Münzberg haben auch auf diesem Gebiet Erstklassiges produziert, knapp gefolgt von Bergdolt, Pfeffingen, Bernhart und Meßmer. Auch bei den Rieslingen finden sich neben den absoluten Spitzen noch viele weitere ausgezeichnete Weine, die sich zu probieren lohnen und deren Entwicklung man im Auge behalten sollte. Gerade von Weingütern wie Mosbacher ist man es ohnehin gewohnt, dass ihre Rieslinge mit etwas Reife noch zulegen können. Vereinzelt werden von den Pfälzern auch süße und edelsüße Erste Lagen produziert. Müller-Catoir, von Buhl und Mosbacher leisten auf diesem Gebiet ebenfalls Erstklassiges.

Baden

Wie in der Pfalz profitieren auch in Baden viele Weine von einer deutlichen Bodenprägung und Mineralik, die der Jahrgang mitbrachte - und die lebendigere Säure steht den Spitzenweinen hervorragend. Dabei sind vor allem die Burgundersorten keineswegs überall schlanker ausgefallen als gewohnt, nur wirken selbst Salweys außergewöhnliche, bisweilen ziemlich mächtige Exemplare keineswegs zu schwer. Auch Joachim Hegers Weiß- und Grauburgunder besitzen jede Menge Kraft, wirken aber dank ihrer Mineralität, ihres oft erstaunlich kühlen Charakters und einer sehr feinen Aromatik deutlich schlanker, als sie in Wirklichkeit sind. In allen Fällen sollte man die Weine beider Produzenten am besten noch ein paar Jahre im Keller vergessen, und es ist anzunehmen, dass sich der eine oder andere mit der Flaschenreife noch einmal merklich steigert. Die Burgunder der Familie Bercher halten sich in gewohnter Weise momentan noch vornehm zurück. Sie wirken herber und säurebetonter als sonst, ohne dabei den ruhigen, hintergründigen Stil zu verlassen, den man hier seit Jahren pflegt. Sie dürften sich ebenfalls ausgezeichnet entwickeln. Auch in Baden ist die zweite Reihe hinter den absoluten Spitzen gut besetzt: Burg Ravensburg, die Stadt Lahr und Schlumberger haben Beachtliches auf die Flasche gebracht. Bei den Rieslingen hat das Ortenauer Weingut Schloss Neuweier einen unerwartet starken Auftritt. Die Großen Gewächse heben sich heuer deutlich von den anderen Rieslingen des Gutes ab. Am Kaiserstuhl warten Salwey, Heger und Stigler mit ausgezeichneten Rieslingen auf, die durchweg viel Trinkfreude bereiten.

Oberrotweil (DWI/Hartmann)

Württemberg

Seit einigen Jahren werden in Württemberg zunehmend charaktervolle Weine erzeugt. Die meisten der Spitzengüter sind mit modernster Kellertechnik ausgestattet, die man den Weinen in der Vergangenheit manchmal vielleicht etwas zu sorglos angedeihen ließ. Inzwischen besinnen sich viele Produzenten offenbar mehr und mehr darauf, herkunftstypische und ausdrucksstarker Weine zu produzieren. Die Rieslinge von Graf Adelmann und Jürgen Ellwanger sind beeindruckende Beispiele dieser Entwicklung. Noch mehr überrascht hat uns das Abschneiden des Weinsberger Staatsweinguts, dessen „Burg Wildeck“ heuer ungeahnte Klasse zeigt. Sehr traditionell wirkt der Riesling von Fürst Hohenlohe-Öhringen, während die drei Großen Gewächse von Reiner Schnaitmann in ihrer überaus geschliffenen Art eher die entgegengesetzte Philosophie repräsentieren. Sie geben sich ungeheuer animierend und saftig, könnten aber mit etwas weniger Restzucker vielleicht noch ein Stück beeindruckender sein. Wir sind allerdings gespannt, wie sie sich auf der Flasche entwickeln.

Franken

Überraschend oft kommt es vor, dass Franken in vermeintlich schwierigeren Jahren die stärksten Ergebnisse liefert. Das war erst 2006 so und auch 2008 stehen die besten fränkischen Weine mit an der Spitze aller Großen Gewächse. Völlig sprachlos macht die Vorstellung des Juliusspitals, die das außergewöhnliche Niveau des Vorjahres nicht nur erreicht, sondern in der Breite noch einmal deutlich übertrifft. Sowohl mit seinem

Escherndorf (DWI/Dieth)

Riesling aus dem Randersackerer Pfülben als auch mit seinem Silvaner aus dem Würzburger Stein führt das Gut heuer die Bestenlisten in Deutschland an – und ihre Pendants aus den anderen Lagen stehen diesen Meisterwerken kaum nach. Selbst der Weißburgunder zeigt eine bislang nicht da gewesene Klasse. Wie bei so vielen Spitzenbetrieben bestechen die Weine auch beim Juliusspital in diesem Jahr mit einer selten erlebten Lagentypizität sowie erstaunlicher Finesse trotz enormer Kraft. Ähnlich sieht es aus bei den prachtvollen Großen Gewächsen von Störrlein, Schmitts Kindern und Horst Sauer. Das Weingut Ruck pflegt weiter seinen eigenwilligen, sehr traditionell wirkenden und kompromisslosen Stil auf exzellentem Niveau. Sehr erfreulich auch das Abschneiden von Paul Fürst, der sich mit einem hochfeinen Großen Gewächs wieder in der Spitzengruppe der Rieslingproduzenten Frankens zurückmeldet. Doch die Liste der hochklassigen Weine ist noch erheblich länger: das Fürstlich Castell’sche Domänenamt, Wirsching, das Bürgerspital und Fürst Löwenstein warten mit entwicklungsfähigen Tropfen auf und zementieren den Eindruck einer Region, deren Renommee zurzeit deutlich hinter den gezeigten Leistungen hinterherhinkt.

Sachsen und Saale-Unstrut

In Jahren mit verzögerter Reifeentwicklung haben es die relativ weit im Norden liegenden und eher von kontinentalem Klima geprägten Gebiete im Osten des Landes naturgemäß besonders schwer. Auffällig wird das vor allem beim Riesling, während die vorgestellten Weißburgunder der Weingüter Pawis, Lützkendorf und Schloss Proschwitz durchaus überzeugen konnten. Besonders Letzterem trauen wir eine weitere positive Entwicklung zu.

Die Rotweine

Während sich die Neuvorstellungen bei den weißen Großen Gewächsen ganz auf den Jahrgang 2008 beschränken, kommen bei den Rotweinen hauptsächlich jene aus dem Jahrgang 2007, aber auch 2006er sowie ein Exemplar aus 2004 aktuell auf den Markt. Handelt es sich bei 2007 eindeutig um einen Spitzenjahrgang, brachten 2006 und vor allem 2004 doch recht durchwachsene Qualitäten hervor. Um so erstaunlicher sind die Ergebnisse des 2004er Spätburgunder „R“ von Rebholz sowie der erstklassigen 2006er der Familie Knipser, die gleich mit drei Spätburgundern reüssierte.

Schon der Jahrgang 2005 stand in dem Ruf, eine qualitative Revolution in Sachen Rotwein in Deutschland zu dokumentieren, aber vielen hoch gehandelten Weinen fehlte es unserer Ansicht nach doch noch spürbar an Finesse und echter Tiefe – dafür aber um so weniger an Alkohol und Eichenholzgeschmack. Hat sich seither so viel in den Köpfen der Produzenten geändert, oder liegt es am besonderen Charakter des Jahrgangs, dass wir bei den 2007er Rotweinen ein völlig anderes Bild vorfinden? In den meisten Fällen scheint uns das Holz erheblich behutsamer eingesetzt worden zu sein, als wir das gewohnt sind; dafür ist der Gewinn an Finesse, Tiefe, aber auch echter Substanz vielerorts nicht zu übersehen.

Das Altenahrer Eck (DWI/Dieth)

Bernhard Huber aus Malterdingen im Breisgau (Baden) und Paul Fürst aus Bürgstadt in Franken sind die beiden herausragenden Vertreter eines Stils, der sich eindeutig an feinsten burgundischen Vorbildern ausrichtet, ohne dabei die eigene Herkunft auch nur im Geringsten zu verleugnen. Ihre 2007er Spitzenburgunder sind Meilensteine in der Entwicklung Deutschlands zum ernstzunehmenden Rotweinproduzenten auf internationalem Topniveau. Und das gerade, weil beide Produzenten eben nicht weltweit gängigen Geschmacksmodellen hinterher hecheln, sondern akribisch an der Verfeinerung ihres eigenen Stils arbeiten und Jahr für Jahr den Charakter und die Qualität ihrer Lagen in den Weinen deutlicher zum Ausdruck bringen.

Doch die Liste der Produzenten hervorragender 2007er Spätburgunder ist lang: Adeneuer, Stodden und Kreuzberg von der Ahr, Salwey und Dr. Heger aus Baden, das Staatsweingut Weinsberg und Aldinger aus Württemberg sowie völlig überraschend die Georg-Müller-Stiftung aus dem Rheingau. Dazu kommt noch einmal eine große Zahl weiterer Produzenten mit ausgezeichneten Ergebnissen. Allerdings haben wir bislang erst einen Teil der nominellen Spitzenweine probiert, dürfen also noch einiges aus diesem Jahrgang erwarten.

Beim Lemberger, der nur in Württemberg als Großes Gewächs etikettiert werden darf, erleben wir so etwas wie einen qualitativen Durchbruch: Graf Adelmann deutet schon einmal an, wo die Reise in Zukunft hingehen könnte. Wir kennen aus der Sorte in Deutschland nichts besseres (aber, nebenbei bemerkt, auch kaum etwas mit einem umständlicheren Namen: „Kleinbottwarer Oberer Berg Lemberger trocken Fünfstern Brüssele Der Schwarze Löwe Großes Gewächs“, nach dem Lesen des Etiketts ist man erst einmal erschöpft). Auch Gerhard Aldinger, Graf Neipperg und Bentzel-Sturmfeder überzeugen – und es ist anzunehmen, dass in den Kellern noch einige erstklasige Lemberger schlummern.

Hier geht es zu den Ergebnissen:

Ahr, Spätburgunder

Baden, Riesling
Baden, Grauburgunder
Baden, Weißburgunder
Baden, Spätburgunder

Franken, Riesling
Franken, Silvaner
Franken, Spätburgunder

Hessische Bergstraße, Grauburgunder

Mittelrhein, Riesling

Nahe, Riesling

Pfalz, Riesling
Pfalz, Weißburgunder
Pfalz, Spätburgunder

Rheingau, Riesling
Rheingau, Spätburgunder

Rheinhessen, Riesling
Rheinhessen, Spätburgunder

Saale-Unstrut, Riesling und Weißburgunder

Sachsen

Württemberg, Riesling
Württemberg, Spätburgunder
Württemberg, Lemberger

Alle Rieslinge
Alle Weißburgunder
Alle Grauburgunder
Alle Spätburgunder

Die Weine wurden ausnahmslos in unserem Verkostungsraum in Erlangen mindestens zwei Mal probiert.

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