Als Reprint liegt jetzt ein wahrer Klassiker für Weinfreunde in den Regalen der Buchhändler. 1984, also vor 15 Jahren, ist dieses Werk in der französischen Originalausgabe erschienen. Der Autor, Emile Peynaud, wurde mehrfach dafür ausgezeichnet.
Ich gebe zu, das Buch hat lange ungelesen bei mir herumgelegen. Wenn man bereits viele Weinbücher gelesen hat, stellt sich schlicht die Frage, warum man sich nun schon wieder 223 großformatige, trockene Seiten vornehmen soll. Schließlich liegt der Schwerpunkt der Weinleidenschaft nicht im Lesen von trockener Literatur, sondern im Genießen von Wein.
Genau darum geht es aber bei Peynaud. Er führt nicht, wie viele andere Autoren, durch x Anbaugebiete und deren Weine; listet nicht Namen von Erzeugern, Rebsorten, Anbaumethoden, sondern widmet sich praktisch nur einer Frage: Wie genieße und degustiere ich Wein?
Sehr detailliert und äußerst fundiert aber gleichzeitig praxisnah schildert er Funktionsweise und Einsatz unserer Sinne und wie wir unter Einsatz dieser Sinne einen Wein degustieren, beschreiben und einschätzen können.
Die Namen der 12 Kapitel, die wiederum klar in Bereiche unterteilt sind, sprechen für sich:
Peynauds Erfahrung als Degustator, Önologe und seine didaktischen Fähigkeiten sowie sein Genauigkeitsanspruch als Universitätsprofessor, machen jedes dieser Kapitel zu einem Meisterwerk.
Nach 15 Jahren erscheint mir der Text noch hochaktuell. Kaum eine Stelle die mir aus heutiger Sicht veraltet erschien. Im Gegenteil: Wenn alle Weinfreunde, Weinerzeuger, Weinhändler und Önologen heute so denken würden wie Prof. Peynaud vor 15 Jahren, wären wir heute weiter.
Für mich eines der hilfreichsten - eventuell das hilfreichste Buch überhaupt - das ich jemals zum Thema Wein gelesen habe. Die anfänglichen Frage "Warum das Xte Weinbuch lesen?" hat sich für mich umgedreht: Warum erst jetzt dieses Buch?
Für den engagierten Weinfreund, der bereits über etwas Erfahrung verfügt, gibt es aus meiner Sicht nur eine mögliche Empfehlung: "Unbedingt lesen!!"