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Nordeuropa ist traditionell ein extrem wichtiger Absatzmarkt für die Rotweine aus Montalcino. Allein auf den deutschsprachigen Raum entfällt rund ein Drittel aller Exporte aus dem Brunello-Gebiet. Auch die jährlichen Präsentationen der aktuellen Jahrgänge von Brunello, Brunello Riserva und Rosso die Montalcino haben daher bereits Tradition.

Im noblen Bayrischen Hof in München stellten diesmal 47 der insgesamt 210 Mitglieder des Consorzio del Vino Brunello di Montalcino ihre neuen Weine vor. Leider kann dabei kaum von den führenden 47 Erzeugern des Gebietes gesprochen werden. Es fällt auf, dass von Jahr zu Jahr mehr Spitzenerzeuger den Präsentationsveranstaltungen fern bleiben. Viele Betriebe halten es wohl aus Mangel an Absatzschwierigkeiten nicht mehr für nötig, die Marketingaktionen ihres Dachverbands zu unterstützen.

Das könnte sich jedoch bald rächen. Spätestens wenn die Zahl der mittelmäßigen bis mangelhaften Weine jene der wirklich Guten übersteigt - und diesem Fall kamen wir dieses Jahr schon sehr nahe - wirkt sich das Fernbleiben vieler der Bannerträger in Sachen Qualität zweifellos auf den Ruf der ganzen Region aus. Angesichts munter weiter steigender Preise könnten sich die Keller in naher Zukunft weit weniger schnell leeren als dies bislang der Fall war.

Leider konnte denn auch die ausgezeichnete Organisation der Veranstaltung nicht darüber hinwegtäuschen, dass da längst nicht alles Gold war, was auf den Präsentationstischen glänzte. Manche der angebotenen Tropfen waren so miserabel, dass man sich wirklich fragen muss, welchen Wert das begehrte DOCG-Siegel noch hat. Bedauerlich auch, dass die mäßigen Weine nicht nur von weitgehend unbekannten Erzeugern stammten. Auch einst hoch gehandelte Namen enttäuschten bisweilen nachhaltig. Ein Selbstreinigungsprozess täte also Not in dieser Region, die ja durchaus in der Lage ist, grandiose Rotweine hervorzubringen, wie die Ergebnisse von Gütern wie Capanna, Fuligni und Siro Pacenti eindrucksvoll belegen. Die Problemkinder an die Verkostungsfront zu schicken, während ein Großteil der Vorzeigebetriebe zu Hause bleibt, ist aber sicher nicht der richtige Weg.


Die Geschichte des Brunello

Ursprünglich war Brunello nichts anderes als die gängige Bezeichnung für die Rebsorte Sangiovese. Diese wurde erst in den Fünfzigerjahren von einigen wenigen Winzern reinsortig vinifiziert, die dem Ruf der Großstädte und der dort aufkeimenden Industrie widerstanden hatten. Das für italienische Verhältnisse gebirgige Terroir war eine Herausforderung für die knapp 25 Erzeuger, die innerhalb weniger Jahre einen vollmundigen, alterungsfähigen Weintyp mit hohem Tanningehalt kreierten, der sich vom Chianti durch seine weiche, füllige Frucht und den kräftigen Körper deutlich unterschied - den Brunello.

Erst 1967 gründete man das "Consorzio del Vino Brunello di Montalcino", eine freiwillige Winzervereinigung mit dem Ziel, den Wein und das Anbaugebiet zu schützen und zu promoten. Heute zählt das Consorzio 210 Mitglieder, die zusammen die im Register eingetragenen 1.400 Hektar Sangiovese bewirtschaften. Insgesamt gibt es in der Gegend um Montalcino 24.000 Hektar Wein.

Als erster italienischer Wein erhielt der Brunello di Montalcino 1980 die DOCG-Bezeichnung. In der darauffolgenden Zeit setzten die Erneuerung in der Kellertechnik sowie erhebliche Investitionen in die Weinberge ein. In den 90er Jahren wurde kontinuierlich die Stockdichte erhöht - von früher 2.200 auf derzeit 4.500 bis 5.500 Reben pro Hektar. Ziel war eine bessere Selektionsmöglichkeit und höherer Eigencharakter. Gleichzeitig stieg die Anbaufläche rasant an. Wurden 1967 noch 100.000 Flaschen erzeugt, sind es heute mehr als 5,5 Millionen. Der Exportanteil liegt bei 65 %.

Die vorgestellten Jahrgänge

1998: Wirklich ein 4-Sterne-Jahrgang?

In Montalcino sagt man, dass die Qualität des Brunello in Jahrgängen mit trockenem, aber ausgewogenem Klima am besten ist. 1998 war ein sehr heisses, fast dürres Jahr. Juli und August waren praktisch niederschlagsfrei, es fielen keine 10 mm Regen und das Thermometer kletterte auf bis zu 45 Grad.

Die Rebflächen litten unter Trockenstress und erst Mitte September setzte der langersehnte Regen ein, der den Pflanzen noch etwas Erholung verschaffte. Da aber die Lese zwischen 15. September und 5. Oktober stattfand, ist die Aussage des Consorzios, dass man sehr konzentriertes, gesundes Traubengut lesen konnte, doch mit Vorsicht zu geniessen. Trotzdem erklären die Winzer einheitlich 1998 zum Spitzenjahrgang…

In Bestform präsentieren sich die 98er Brunello mit satter, reifer Frucht, viel Kraft und ausgezeichnetem Tannin. Wo zudem vorsichtig mit dem Eichenholz umgegangen wurde sind teils mustergültige Weine entstanden.

1997: Das "einzigartige Jahr"

Klimatisch begann das Weinjahr mit Spätfrösten im April, die Schäden in vielen Rebflächen anrichteten, aber auch für eine natürliche Ertragsreduktion sorgten. Von April bis Juni gab es ausreichend Niederschlag, Blüte und Fruchtaustrieb waren wie im Bilderbuch. Auch im Hochsommer gab es immer wieder Regen und die Trauben konnten im herrlichen Herbst ohne Stress ausreifen.

Präsentation im Bayrischen Hof

Bei den Präsentationen im vergangenen Jahr fanden sich viele sehr gute Brunello neben einer Menge sehr rustikaler Gesellen. Man hatte ein wenig den Eindruck, dass hier doch weniger auf Qualität, denn auf Menge geachtet wurde. Wenn einem Jahrgang ein derart guter Ruf vorauseilt, ist der Versuchung, damit möglichst viel Geld zu machen, eben nur schwer zu widerstehen.

Heuer kamen nun die Riserva auf den Markt, von denen rund 60 Erzeuger ca. 600.000 Flaschen produzierten, für die sie erwartungsgemäß ein Heidengeld verlangen. Die Qualität der Weine übertrifft nur selten die der "normalen" 97er. Wie so oft wirkt sich der extra lange Fassausbau nicht immer positiv aus. Manchen Exemplaren geht die vollmundige, saftige Frucht, die einen guten Brunello ausmacht, völlig ab. Dafür macht sich das Holz nicht selten mit trockenen Tanninen bemerkbar. Die besten Exemplare beeindrucken allerdings durch Tiefe und ungewöhnlich feste Struktur. Viele von ihnen dürften kaum vor 2005 genussreif sein.

2001: Gute Prognosen, aber nur wenig überzeugender Rosso

Das Interesse war gross

Das Jahr begann mit einer frühen Blüte nach einem milden und niederschlagsreichen Winter. Wieder gab es im April den gefürchteten Frost. Der Sommer war trocken und sonnig mit ausreichend Feuchtigkeit. Die Lese begann ungewöhnlich früh, wurde jedoch immer wieder von Regenfällen begleitet. Dennoch spricht man wieder von einem ausgezeichneten Jahrgang.

Unter den vorgestellten Rosso di Montalcino finden sich allzu viele schlampig bereitete, unsaubere Tropfen. Nur vereinzelt zeigt sich die verführerische Sangiovesefrucht, für die der kleine Bruder des Brunello mit Recht beliebt ist. Herrliche Exemplare kommen von Casanova di Neri und Castello di Camigliano.

Zahlen und Fakten

Brunello di Montalcino
Rebsorte: Sangiovese grosso
Höchstertrag/Hektar: 80 dz Trauben
Mostausbeute: 68% (54hl/ha)
Obligatorische Fasslagerung: 2 Jahre in Fässern aus Eichenholz
Obligatorische Flaschenlagerung: 4 Monate (Riserva: 6 Monate)
Mindestalkohol: 12,5% vol.
Mindestgesamtsäure: 5g/l
Trockenextrakt: mind. 24g/l
Abfüllung ausschliesslich in der Anbauzone 5 Jahre (Riserva 6 Jahre) nach der Lese, nur in Bordeaux-Flaschen.
Erstverkaufstag: 1. Januar fünf Jahre nach der Lese (das Jahr der Lese eingeschlossen)

Rosso di Montalcino
Rebsorte: Sangiovese
Höchstertrag/Hektar: 90 dz Trauben
Mostausbeute: max. 70%
Alkohol: mind. 12% vol.
Mindestgesamtsäure: 5g/l
Trockenextrakt: mind. 22g/l
Abfüllung ausschliesslich in der Anbauzone
Erstverkaufstag: 1.Septemer des auf die Lese folgenden Jahres
 

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