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IMG_0088Wir sassen miteinander auf der Schulbank, in den untersten Klassen, in der Grundschule oder Primarschule, wie man in der Schweiz sagt. Sie heisst Gini und war die Klassenbeste, eine Seconda, ein Kind von Einwanderern aus Italien. Das war für uns spannend, denn sie sprach auch italienisch und redete oft vom Land, aus dem ihre Eltern kamen. Italien, gross, für uns riesig, ein Stiefel, wie wir im Geographieunterricht lernten, geläufiger war für uns aber: es ist das Land, aus dem der Papst kam.

Ich habe Gini später oft wiedergetroffen, denn sie ist im Ort geblieben, wo wir zur Schule gingen. Und sie erzählte immer noch von Italien, immer wieder, von ihrer zweiten Heimat, von den Oliven, für deren Ernte sie nach Italien fährt, von der Landschaft, den Leuten, dem Leben…

Dies alles habe ich zur Kenntnis genommen, den Namen des Dorfes aufgeschnappt, sogar die Region konnte ich einordnen; Modena, Bologna. In Bologna versuchte ich mich sogar im Italienischen – ein paar Wochen lang.

Jetzt aber hat alles, die Erinnerung von einst, das Wissen von heute, eine ganz andere Bedeutung erhalten, eine viel emotionalere, Gini hat einen Wein mitgebracht, aus der Nachbargemeinde ihrer zweiten (oder eben ersten) Heimat. Einen authentischen Wein, wie sie sagt. Es ist ein Beispiel dafür, dass ein Wein nicht einfach Wein ist, sondern eigentlich immer eingebettet ist in eine Geschichte. Bron und Rusèval sind die Spitznamen von zwei Familien, die heute unter dem Namen „Celli“ in Bertinoro einen landwirtschaftlichen Betrieb (mit vielen Reben) und einer Weinkeller führen. 30 Hektaren, dies ist schon ein beachtlicher Betrieb. Dabei stammt auch viel Traubengut aus kleinen Höfen der umliegenden Gemeinden.celli-vini

Der Wein, den ich ohne Gini wohl nie ins Glas bekommen hätte, ist dunkel, fast schwarz und trotz seiner Farbe und den 14,5 %vol Alkohol sehr fruchtig, beschwingt, warm und wirkt gar nicht schwer. Selbst der modische Cabernet (40%) ordnet sich dem Sangiovese unter. Herkunftstypisch, sagt der deutsche Blogger Dirk Würtz, der Begriff gefällt mir. Nicht ein Wein, der zur Markenidentifikation zurechtgestutzt wird, sondern ein Wein, der in der Gegend verwurzelt ist und – dies bleibt nicht verborgen – beachtliche Qualitäten aufweist.  „For indicazione geogografica tipica“, wie auf der Etikette steht. Ich habe das Gefühl, der Wein hat eben Heimat. Es ist auch die Heimat von Gini, meiner Schulkameradin der frühen Kindheit, ohne die mich dieser Wein wohl nie erreicht hätte. Und dies wäre schade.

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