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Im Buch "Weinfrauen - Die besten Winzerinnen Europas und ihre Weine" porträtieren der Autor Rolf Klein und Fotograf Armin Faber über 40 erfolgreiche Weinmacherinnen aus ganz Europa.

Der Weinbau ist in vielen Familiengütern traditionell organisiert - Frauen erziehen die Kinder, kochen, halten Haus und Hof zusammen und machen daneben noch ein wenig Marketing fürs Gut. Ihre Rolle war jahrhundertelang vordergründig eine Nebenrolle - der Hof wurde von einem Mann geführt, doch ohne die Kraft der (Ehe-)Frau wären wohl die meisten Betriebe zusammengebrochen. Die Zeiten haben sich geändert, das Weingeschäft auch. Mittlerweile ist es selbstverständlich, dass Frauen Betriebe führen, für die Weine im Gut ebenso die Verantwortung tragen wie für wirtschaftliche Entscheidungen. Doch so ganz aufgeklärt und emanzipiert ist die Branche nun auch wieder nicht, denn Frauen sind in Führungspositionen der Weinbranche ebenso selten anzutreffen wie im Rest unserer Wirtschaft.

Im Buch "Weinfrauen - Die besten Winzerinnen Europas und ihre Weine" von Autor Rolf Klein und Fotograf Armin Faber sind nun 42 Weinmacherinnen aus ganz Europa versammelt, darunter etwa die langjährige "Vinissima"-Vorsitzende Roy Blankenhorn, die italienische Starwinzerin Elisabetta Foradori aus dem Trentin, Eva Clüsserath von der Mosel, dazu Winzerinnen aus Spanien, Portugal, aus Österreich, der Schweiz und Frankreich. Informationen über 36 weitere Weinfrauen sind im Anhang in Kurzform versammelt. Sie alle hat die Lektorin Ria Lottermoser-Fetzer in zweijähriger Recherche zusammengetragen und ausgewählt.

Die meist recht kurzen Porträts schildern die Werdegänge dieser Frauen und beschreiben ihre Arbeitsweise im Gut sowie ihre Weine. Darin wird deutlich: Viele in diesem Buch vorgestellten Weinfrauen erziehen neben dem Job die Kinder und kümmern sich um die Familie - obwohl die meisten eine hervorragende Ausbildung absolviert und beste Qualifikationen vorzuweisen haben. Sie müssen mehr als andere die Doppelbelastung organisieren, Top-Managerin und Supermami zugleich zu sein. Doch das Buch vermag es nicht, das Rollenverständnis dieser Frauen zu transportieren, das einerseits aus dem intellektuellen Fortschritt der Gleichberechtigung gespeist wird, sich andererseits in einem tief konservativen, bisweilen reaktionären Milieu behaupten muss. Die Risse durch diese Biografien werden ebenso wenig sichtbar wie das besondere Selbstbewusstsein, das sich in kaum einer anderen Branche an diesen extremen Polen prägt und abarbeitet.

So bleibt das Buch an der Oberfläche: Erzählt wird durchgehend positiv, gelegentlich aufgesetzt bewundernd - alles wunderbar, erfolgreich, sympathisch. Und die Weine? Mit Hingabe und Sorgfalt hergestellt, ganz dem Terroir verbunden. Was auch sonst? Die Fotos kommen den Persönlichkeiten der Frauen zwar näher, doch die immer lächelnden und oft inszenierten Gourmetzeitschriften-Posen zeigen mehr, wie gut diese Frauen gelernt haben, sich im Stereotyp der "Wein-Frau" zu inszenieren, wenn es der eigenen Sache dient. Sie wissen, wie's geht. Gut so!

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