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Die Deutschen trinken immer mehr Wein, und gleichzeitig haben sie immer mehr Möglichkeiten, ihr Wissen über Wein zu erweitern. Das gilt für private Weintrinker ebenso wie für Mitarbeiter in Gastronomie und Handel, die täglich mit Wein zu tun haben, bis zu den Branchenfachleuten, die Wein erzeugen, einkaufen und/oder vermarkten. Nach Angaben des Deutschen Weininstituts (DWI) stieg der durchschnittliche Weinkonsum in Deutschland zwischen 2012 und 2013 um 0,7 Liter – also eine Flasche – auf 21,1 Liter pro Person. Vor zehn Jahren lag der jährliche Pro-Kopf-Verbrauch noch bei 19,8 Litern Wein.

Orientiert an der stärkeren Nachfrage nach Wein ist auch das Angebot in der Aus- und Weiterbildung zum Thema Wein in Deutschland erheblich gewachsen: Wein-Fachhandlungen veranstalten Weinproben und Seminare für ihre Kunden, Industrie- und Handelskammern (IHKn) bieten Kurse an, professionelle Weiterbildungsinstitute haben sich spezialisiert, Hochschulen differenzieren ihre Studiengänge. Der Markt gibt fast alles her - von eher geselligen Verkostungen über mehrstufige Programme bis zu international anerkannten Zertifikaten. Dabei gelten die Lehrgänge des Wine and Spirit Education Trust (WSET) als länderübergreifender Standard in der Wein-Fortbildung, und der “Master of Wine” (abgekürzt MW) ist der höchste, weil anspruchsvollste privatwirtschaftliche Bildungsabschluss in der Weinwelt. Für viele zertifizierte Lehrgänge können die Teilnehmer finanzielle Förderung beantragen.

Wachsender Markt für Weinseminare

Stefan Metzner (Foto: Weininstitut München)
Deutschland importiert etwa 15 Millionen Hektoliter Wein jährlich und ist mit einem Pro-Kopf-Verbrauch von über 20 Litern ein bedeutender Weinmarkt. Die Entwicklung innerhalb dieses Marktes geht zu weniger Volumen mit höherem Wert. Es wird also immer weniger, dafür aber besser getrunken. Dieser Entwicklung folgt eine gesteigerte Nachfrage nach Weinwissen seitens der Konsumenten, und damit einher geht auch der Anspruch auf qualifizierte Beratung. Dadurch ergibt sich ein zunehmender Markt für Weinausbildungen”, analysiert Stefan Metzner, einer der beiden Geschäftsführer des Weininstituts München.

“Die Möglichkeiten zur Weiterbildung zum Thema Wein für interessierte Amateure ist derzeit riesig groß und weit gefächert”, bestätigt Astrid Zieglmeier, Fachbereichsleiterin Gastronomie & Genuss an der IHK-Akademie München. “Das Angebot reicht von Weinkursen über geführte Weinproben, Reisen in Weinanbaugebiete, Weinportalen im Internet bis hin zu einer großen Auswahl an Literatur zum Thema. Für Profis wie für Quereinsteiger, die beruflich sattelfest werden wollen, können wir auch eine Vielzahl an Angeboten feststellen.”

Astrid Zieglmeier (Foto: IHK-Akademie München)
Zieglmeier teilt den Markt in zwei Arten von Schulungen: Auf der einen Seite stünden “Seminare, die stark theoretisch gestützt sind und so einen ersten  Zugang zum Wein schaffen. Im Unterricht werden wichtige Grundlagen des An- und Ausbaus der Weine und ein internationales Verkostungsvokabular vermittelt. Auf der anderen Seiten sind die Lehrgänge mit stark praktischem Bezug, vor deren Teilnahme grundsätzlich ein Basis-Weinwissen durch vorangegangene Praktika im Weinbaubetrieb sowie Studienreisen in Weinbauregionen und berufliche Erfahrung in Gastronomie oder Handel vorausgesetzt werden.” In diesen Praxisstudiengängen würden die Teilnehmer auf Betriebsführung, Kundenberatung, Wein-Qualitätsbestimmung und handwerkliches Arbeiten am Tisch des Gastes trainiert. “Die Weiterbildungsangebote der IHK-Akademie München sind naturgemäß auf der praktischen Berufsfortbildung angesiedelt und international anerkannt”, so Zieglmeier. Sie umfassen neben Lehrgängen zu Fleisch, Käse und Gastronomie- und Hotelmanagement mehrere Studiengänge für Sommeliers mit den Schwerpunkten Wein, Destillate und Tee.

Schwerpunkt deutsche Weine

“Das Angebot an Weinfortbildungen für Weininteressierte und Profis ist so groß wie nie zuvor. Darunter gibt es einige große Anbieter auf dem deutschen Markt, die ihre Seminare sehr professionell und nachfrageorientiert anbieten”, beobachtet Manuel Bretschi, Ressortleiter Aus- und Weiterbildung in der Abteilung Gastronomie & Handel beim Deutschen Weininstitut (DWI) in Mainz. “Das DWI ist in der Weinwirtschaft einer der bedeutendsten Anbieter in der Aus- und Weiterbildung. Die Seminare des DWI, die primär für Fachleute aus Gastronomie sowie Fach- und Lebensmitteleinzelhandel gedacht sind, werden auch gerne von Weingütern, Genossenschaften und Kellereien für die Weiterbildung ihrer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter oder zur Kundenbindung genutzt. In über 30 Jahren wurden bereits mehr als 100.000 Seminarteilnehmer geschult.”

Manuel Bretschi (Foto: Deutsches Weininstitut)
Bretschi hebt die enge Bindung zu Weinerzeugern und Weinbauverbänden hervor, dank deren das DWI “aktuelle Informationen aus erster Hand” liefere. Im Angebot teilt sich in Einzelseminare, die zu einem festgelegten Termin in verschiedenen deutschen Städten stattfinden, und so genannte Inhouse-Veranstaltungen, die von Berufsschulen, Hotels, Handelsunternehmen, Genossenschaften und Kellereien gebucht werden. Das Seminar “Anerkannter Berater für deutschen Wein” ist laut Bretschi das erfolgreichste in Deutschland; daneben werden weiterführende Sensorik-Seminare angeboten. “Aufgrund der jahrzehntelangen Erfahrung durch qualifizierte Schulungsleiter und einer wertneutralen Produktinformation ist die Zufriedenheit der Kursteilnehmer überdurchschnittlich positiv. Mehr als 96 Prozent aller Teilnehmer der Einzelseminare bewerten diese mit den Noten ‘gut’ bis ‘sehr gut’”, so Bretschi. “Die Seminare des DWI werden zu besonders attraktiven Konditionen angeboten und können mit unterschiedlichen Bausteinen zielgruppenorientiert kombiniert werden.”

Vom Schnupperseminar bis zum WSET-Kurs

Johannes Jentgens (Foto: Viniversitaet)
Ein weiterer großer Anbieter von Weinseminaren ist die Viniversitaet, die als “Weinschule und Kompetenzcenter für hochwertige Weinveranstaltungen” von Jacques‘ Wein-Depot seit 13 Jahren bundesweit Weinseminare für Weinliebhaber, individuell konzipierte Weinevents für Firmen und Gruppen sowie eine branchenübergreifende Ausbildung für Profis anbietet. Über 50.000 Weininteressierte haben nach Unternehmensangaben bisher an den Veranstaltungen teilgenommen. “Die Möglichkeiten, sich als Weinliebhaber oder als jemand, der professionell mit Wein zu tun hat, weiterzubilden und sich gezielt mit Wein zu beschäftigen, sind in Deutschland vielfältig. Der Markt für Weinausbildung hat sich durch ein signifikantes Mehr an Angeboten in den letzten zehn Jahren deutlich gewandelt”, erläutert Viniversitaet-Geschäftsführer Johannes Jentgens. “Von Schnupperkursen über Einsteigerseminare bis hin zu Ausbildungsgängen mit international anerkannten Abschlüssen (on- und offline) ist in Qualität und Quantität alles vertreten. Hier gilt es deshalb, genauer hinzuschauen. Die Viniversitaet und ihre Weinreferenten legen in ihren Veranstaltungen besonderen Wert darauf, dass der Wein und dessen Verkostung im Mittelpunkt stehen und dass dieses Kulturgut Wein erfahrbar wird. Das Vergnügen und der Genuss kommen dabei auch nicht zu kurz.” Das Angebot reicht von Grundlagen-, Themen- und Sensorikseminaren bis zu den Kursen des WSET.

Deren Bedeutung unterstreicht wiederum Stefan Metzner: “Das Angebot an Weinseminaren unterschiedlichster Machart und Qualität führt zu einer allgemeinen Verwirrung und Unsicherheit bei Schülern, aber auch bei Arbeitgebern, die die wirkliche Qualifikation diverser ‘Jodeldiplome’ nicht einschätzen können. Der Wine and Spirit Education Trust (WSET) bietet eine fundierte, erprobte und bewährte Ausbildung mit internationaler Anerkennung. Die Ausbildung der größten Weinschule weltweit ist mittlerweile in 26 Sprachen verfügbar und hält stets das gleiche hohe Niveau. Die Anforderungen an die Ausbilder sind streng geregelt und werden überprüft, um die hohen Standards zu halten. Schließlich ist das höchste Level der modularen Ausbildung so hoch angesehen, dass es als Zugangsvoraussetzung für den Master-of-Wine-Lehrgang anerkannt wird.”

International anerkannter Abschluss

Metzners Geschäftsführer-Kollege Bernhard Meßmer vom Weininstitut München vertieft den Punkt, holt aber erst noch etwas weiter aus: “In Österreich findet man selbst in Restaurants und Gasthöfen, die weit ab vom Schuss liegen, häufig eine gute Weinkarte und Mitarbeiter, die sich mit Wein auskennen. Das bereitet mir als Gast viel Freude und ich bestelle gerne ein zweites Glas oder gleich eine ganze Flasche. Davon sind wir in Deutschland leider noch weit entfernt. Viele Gastronomen erkennen bisher das Potenzial nicht und lassen sträflich zusätzliche Umsätze durch Weinverkäufe und Kundenbindung liegen.” In einer vernünftigen Weinausbildung werde Mitarbeiter aus Gastronomie und Handel nicht nur der richtige Umgang mit Wein vermittelt, sondern auch ein Schwerpunkt auf die Kombination von Wein und Speisen gelegt. “Gerade das gemeinsame Genießen von Wein und Speisen und das gegenseitige Bereichern der Partner sind in Deutschland noch wenig im Bewusstsein der Verbraucher”, so Meßmer. Darüber hinaus sei es wesentlich, dass Studierende neben der Theorie ein sicheres Gespür dafür entwickelten, wie Weine zu beschreiben und einzuschätzen seien. Dies helfe beim qualitativen Einkauf und unterstütze die eigene Sicherheit und Kompetenz im Gespräch mit Kunden.

Bernhard Meßmer (Foto: Weininstitut München)
An dieser Stelle kommt bei Meßmer die zertifizierte Weiterbildung ins Spiel: “Die Kurse des WSET, die sich in vier unterschiedliche Stufen unterteilen, legen großen Wert auf Internationalität. Sowohl in der Theorie, als auch in der Praxis beschäftigen wir uns beim Weininstitut München in den WSET-Kursen 2 und 3 sehr intensiv mit dem internationalen Weinmarkt. In den sechs Tagen, die der Kurs Level 3 umfasst, werden zum Beispiel rund 80 Weine und Spirituosen blind verkostet und gemeinsam besprochen. Der Vorteil ist einfach, dass man systematisch über den Tellerrand seiner eigenen Lieblingsregionen schauen kann und Wein aus dem eigenen oder präferierten Anbaugebiet auch im internationalen Kontext einzuordnen lernt. Die dadurch gewonnene Kompetenz erleichtert es, Kunden gezielter und umfassender zu beraten, Vertrauen aufzubauen, Begeisterung auszustrahlen und beim Kunden zu erzeugen und letztendlich nachhaltig mehr zu verkaufen.” Neben den WSET-Lehrgängen der Stufen 1 bis 3 – insgesamt gibt es fünf Stufen – bietet das Weininstitut München auch eine eigene Fortbildung für Weinseminarleiter an.

Die WSET-Kurse unterscheiden sich Meßmer zufolge durch die “enorm breite internationale Akzeptanz der Abschlüsse und Zertifikate” von allen anderen Angeboten, die ihm bekannt seien: “Dadurch, dass das WSET in einer Vielzahl von Ländern aktiv ist und jährlich über 40.000 Studenten zählt, haben die Zertifikate global Gewicht und werden bei international agierenden Unternehmen aus dem Weinhandel oder der Hotellerie immer beliebter. Nicht zu unterschätzen ist auch der Aspekt, dass es durch die von uns an immer mehr Weinprofis aber auch private Weinfreunde vermittelte, standardisierte Weinsprache einfacher und präziser möglich ist, sich über Wein auszutauschen. Gleichzeitig müssen die Individualität von guten Weinen und die damit verbunden Emotionen nicht auf der Strecke bleiben.”

Die Weiterbildungen mit WSET-Zertifikat werden in Deutschland staatlich gefördert, wobei die Regelungen für die entsprechenden Bildungsgutscheine je nach Bundesland verschieden sind. WSET-Kurse bieten unter anderem auch die Weinakademie Berlin und die Hochschule Heilbronn an. Nach der Wahrnehmung von Professor Dr. Michael Brysch-Herzberg aus Heilbronn sind weininteressierte Konsumenten inzwischen “sehr gut informiert”; ein Weinseminar zu besuchen, sei heute “nicht mehr exotisch”.

Zu Teil 2 der Artikelserie: Weinkompetenz im Gastgewerbe

Zu Teil 3 der Artikelserie: Dynamische Entwicklung an den Hochschulen

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